Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium
AUGUSTYNOWICZ, Christoph: „Ablegations-negocien von keiner erhöblichkeit“? – Wirken und Wirkung der Moskauer Großgesandtschaft in Wien 1687
Christoph Augustynowicz tungen für die Gesandtschaft bereits 2 473 Gulden 57 Kreuzer für sich und ein vergleichsweise bescheidenes Gefolge von 15 Personen verbraucht. Die strittige Verpflegung der Pferde, die Zierowsky nicht zufrieden stellend hatte regeln können, übernahm schließlich für 10 000 Gulden Samuel Oppenheimer.78 3) Die Folgen der Moskauer diplomatischen Initiative 1686/1687 Wegen der hier geschilderten Schwierigkeiten wurde die für den 28. April anberaumte Abschiedsaudienz auf den 5. Mai verschoben, Leopold I. reiste eigens aus Laxenburg an.79 Abreisetag der Moskauer Gesandten war schließlich der 11. Mai 1687. In politischer Hinsicht war ihnen anscheinend jeglicher Grund zur Unzufriedenheit genommen worden, ohne die kaiserliche Politik zu verpflichten. In der kaiserlichen Antwort wurde für die Übergabe des Friedensvertragstextes gedankt, Mitteilung über einen militärischen Vorstoß gegen das Osmanische Reich gemacht und militärische, finanzielle und logistische angeboten. Ferner wurde auf die offen zugegebene Korrespondenz zwischen dem Kaiserhof und der Hohen Pforte eingegangen, deren Unverfänglichkeit betont wurde. Die so oft angesprochene Duldung des Katholizismus in Moskau wurde betont, die verlangte Form der Übergabe kaiserlicher Antwortschreiben daher bewilligt. Lediglich gegen die Verwendung des Imperator-Titels für die Zaren wurde scharf protestiert.80 Seremetev und seine Kollegen verbuchten schließlich die Umstände, dass der Kaiser ihnen seine Antwort eigenhändig übergeben, ihnen persönlich seine besten Wünsche für die Zaren ü- bermittelt, diese Majestäten genannt und dabei den Hut gezogen hatte, als wesentliche Erfolge ihrer Mission.81 78 Pamjatniki 7 Sp. 258-263; Verzeichnis der Ausgaben für die Moskauer Großgesandtschaft von 1687, Wien 1688 August 4, HKA Wien, Reichsakten, Kart. 169, Nr. 132, 342r-345r; zu den Bemühungen Zierowskys vgl. Pamjatniki 6 Sp. 1252-1253 und 7 Sp. 182-184. Leopold 1. stimmte der nachgiebigen Haltung seiner Räte zu, wenn auch widerwillig: „Auss eurem schreiben habe ich erfahren, was in der gestrigen conferenz in puncto recredentialium (Neuformulierung des Antwortschreibens bezüglich der Bedingung, Anm. d. Verf.) vor gut befunden worden. So ich mir auch gefallen Hesse. Wan man nur diese impertinenten leuth dahin bringen kann, an dem ich noch zweifle. Wollet alles anher berichten, auch denen Moscovitem es pro re finali andeuten lassen, und mich sodan des erfolgs berichten.“ Handschreiben Leopolds 1. an Königsegg mit Transliteration, Laxenburg 1687 April 30, HHStA Wien, Russland I, Kart. 15, April 1687, 111'. 80 Im kaiserlichen Antwortschreiben für die Moskauer Gesandten war die Formulierung „expressa conditione“ im Zusammenhang mit der eigenhändigen Übergabe der kaiserlichen Antwortschreiben zu Gunsten einer Umschreibung gestrichen worden; Antwortschreiben für die Moskauer Gesandten, Wien 1687 Mai 5, Konzept, HHStA Wien, Russland I, Kart. 15, April 1687, fol. 125'; vgl. dazu auch die endgültige Formulierung in Pamjatniki 6 Sp. 1569-1571; zur Argumentation der Moskauer Gesandten siehe Protokoll der Konferenz mit den Moskauer Gesandten, Wien 1687 April 26, HHStA Wien, Russland I, Kart. 15, April 1687, fol. 98v; Dekret für die Moskauer Gesandten, Wien 1687 April 21, Original in HHStA Wien, Russland I, Kart. 15, April 1687, 77r-78793r; zu derTitel- Liste siehe Pamjatniki 6 Sp. 1592; wegen Bemühungen um einen Anschluss des Moskauer Staates an das Postsystem vgl. Vernadsky, George: The Tsardom of Moscow 1547-1682. New Haven - London 1973 (=A History of Russia 5,2), S. 723-725. 81 Pamjatniki 6, Sp. 1593. 60