Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 50. (2003) - 200 Jahre Russisches Außenministerium

ZENČEV, Vladimir: Der Beginn der russisch-österreichischen Beziehungen

V. G. Zencev den Beziehungen zu den österreichischen Erzherzogen besondere Bedeutung schenkte. Was folgte der oben genannten Gesandtschaft nach Moskau 1489? Auf den Vor­schlag, vom Kaiser die Königskrone zu bekommen, antwortete Ivan III., dass er ein von Gott eingesetzter Herrscher sei und er deshalb nicht der Annahme eines Titels von noch jemand anderem bedürfe. Zum Kaiser wurde der Gesandte griechischer Abstammung Georgij Trachaniot geschickt, der diesem erklärte, dass es dem russi­schen Herrscher nicht gezieme, seine Töchter mit „kleinen Fürsten“ zu verheiraten, er aber mit der Heirat einer seiner Töchter mit dem Sohn des Herrschers, dem römi­schen König Maximilian, einverstanden wäre. Solche Antworten bedeuteten nicht Hochmut, sondern drückten das Gefühl der eigenen Würde aus, den Willen, mit den europäischen Monarchen gleichgestellt zu sein. Die nachfolgenden Ereignisse zeigen, dass diese Überlegungen richtig waren. Russland und das Reich brauchten einander im Kampf gegen Polen und Litauen, deren Herrscher Kasimir IV. sich gegenüber Moskau immer feindlicher verhielt. Bei Maximilian verschärfte sich mit dem tschechischen König Vladislav II. der Streit um Ungarn. Im Sommer 1490 übergab der russische Gesandte Trachaniot dem römischen König und späteren Kaiser Maximilian I. einen, wie wir es heute nennen würden, Vertragsentwurf über ein Freundschaftsbündnis, der angenommen wurde. Maximilian willigte ein, sein gesamtes Leben Freundschaft und Liebe zum russischen Herrscher zu pflegen. Die Seiten verpflichteten sich zum gemeinsamen Auftreten gegen gemeinsame Feinde und, falls Maximilian das Tschechische Kö­nigreich erlangen wolle, und der Moskauer Herrscher Kiew, die Erreichung dieser Ziele durch gemeinsame Anstrengungen zu fördern. Den Gesandten und Kaufleuten wurde der freie Grenzübertritt gestattet. Der russische Gesandte hatte auch den Auftrag, verschiedene Spezialisten zu rekrutieren und nach Russland zu bringen: Bergbaufachleute, Metallurgen, Artilleristen, Architekten und Maurer. Er hatte die Vollmacht, mit diesen Verträge abzuschließen und sich über die Bezahlungsbedin­gungen zu einigen. Die Bemühungen bezüglich einer Heirat Maximilians oder seines Sohnes Philipp mit einer der russischen Fürstentöchter wurden ebenfalls fortgesetzt, wobei auch versucht wurde, bei den Königen und Fürsten des Reichs Bräute für den Nachfolger des Moskauer Throns zu finden. Trachaniot, der in dieser Mission Maximilian auf­suchte, konnte jedoch nichts erreichen. Auch der erste Vertrag von 1490 hatte keine praktischen Auswirkungen, nachdem Maximilian im Frieden von Pressburg (1491) Vladislav II. von Böhmen Zugeständ­nisse gemacht hatte. Nach der Machtübernahme Vasilijs III. in Moskau und der Thronbesteigung Ma­ximilians begann eine neue Phase in der Entwicklung der freundschaftlichen Bezie­hungen zwischen Russland und dem Reich. Die Initiative für eine Erneuerung und Festigung der vertraglichen Beziehungen ging von Moskau aus, das 1506 den Ab­schluss eines neuen Vertrags auf der Grundlage der im ersten Abkommen festgeleg­ten Prinzipien vorschlug. 1508 kam eine russische Gesandtschaft unter der Leitung 20

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