Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 49. (2001) - Quellen zur Militärgeschichte – 200 Jahre Kriegsarchiv

JUNG, Peter: „Archivalien auf Tauchstation“. Tatsächliche und vermeintliche Aktenverluste der k. u. k. Kriegsmarine nach 1918

Peter Jung Gemäß der Gliederung der Wehrmachtsteile war das Archiv danach Teil der Deutschen Kriegsmarine und wurde, obwohl es räumlich in der Stiftgasse verblieb, erst nach dem 2. Weltkrieg wieder in das Kriegsarchiv übernommen, um abermals der Abteilung III angegliedert zu werden. Ab den Fünfzigerjahren erhielt es unter der Bezeichnung Referat 3/M, direkt dem Direktor des Archivs unterstellt, wieder relative Selbstständigkeit und existierte in dieser Form bis in die Achtzigerjahre. Danach kam eine kurzfristige Umbenennung in Referat IV, wobei ab 1988 der gesonderte Bestand des Luftfahrtarchivs hinzukam. Die letzte Veränderung im Zuge der Übersiedelung in das neue Gebäude des Österreichischen Staatsarchivs in Erdberg war die Neubenennung in „Bestandsgruppe IV“ (Marine und Luftfahrt). Die Organisationsstruktur der k. u. k. Kriegsmarine bis zum Kriegsende 1918 und die damit verbundenen Schicksale der „auswärtigen“ Archivalien: Zum weiteren Verständnis erscheint es notwendig, einen kurzen Überblick über die tatsächlich in Wien verwahrten Archivalien zu geben. Wie bei Wagner mehrfach dargestellt umfasst das Archiv der k. (u.) k. Kriegsma­rine, abgesehen von dem die früheste Zeit repräsentierenden und erst im Archiv rekonstruierten Aktenbestand des Marineministeriums Erzherzog Carls zwischen 1800 (1797) und 18091', zwei große Gruppen, nämlich das „Alte Marinearchiv“, welches den Zeitraum von der Wiedergewinnung Venedigs im Jahre 1814 bis zum Jahre 1863 abdeckt und das „Neue Marinearchiv“, das die Archivalien der darauf folgenden Periode bis hin zum Jahr 1918 und in die Liquidierungsphase bis 1923 beinhaltet. Beiden großen Archivteilen liegen unterschiedliche archivische Ansätze zu Grunde, die deren Erscheinungsbild entscheidend prägen. Der Zeitraum des „Alten Marinearchivs“ ist aus dem registraturmäßigen Zusam­menhang herausgelöst und nach sachlichen Gesichtspunkten bearbeitet. Die Hin­terlegung der Aktenstücke erfolgte rein nach eigens im Archiv festgelegten Such­kriterien. Aus diesem Grunde sind die tatsächlichen Geschäftsgänge der Behörde nur mehr kaum nachvollziehbar. Bei der jüngeren Gruppe war man wiederum bemüht, die Registraturen einzelner Dienststellen weitestgehend in ihrem Originalzustand zu belassen, weshalb hier mit den Originalgeschäftsbüchem gearbeitet werden kann. Da die Bearbeitung des „Alten Marinearchivs“ durch das Personal des Marine- Zentral-Archivs als abgeschlossen gewertet werden muss, wendet sich diese Be­trachtung in der Folge der Struktur des „Neuen Marinearchivs“ zu. 1 Das Aktenmaterial stammt zu etwa zwei Dritteln aus der Registratur des Marinedepartements des Kriegs- und Marineministeriums Erzherzog Carls. Die Rekonstruktion erfolgte in den Jahren 1956/57. Vgl. dazu auch Wagner, Marinearchiv, S. 93. 164

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