Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

PASETZKY, Gilda: Zwei Wiener Jakobiner und ihre Reise nach Frankreich

Zwei Wiener Jakobiner und ihre Reise nach Frankreich Epilog Über das weitere Schicksal Heids und Denkmanns ist nichts mehr bekannt.48 Es gibt jedoch Hinweise, dass sich Denkmann, wie er es von Anfang an vorhatte, nach Amerika einschiffte,49 Held jedoch in Paris blieb.50 Wahrscheinlich wussten sie nichts von den Ereignissen, die sich inzwischen in Österreich abgespielt hatten, und dass ihre Reise für die, die in Wien zurückgeblieben waren, schwer wiegende Konsequenzen haben sollte. Es wurde schon darauf hingewiesen, dass die Polizei sehr früh von ihrer Mission Kenntnis hatte. Da Soltyk ständig von Spionen überwacht worden war, waren seine Treffen mit Held nicht unbemerkt geblieben. Ohne es zu wissen, hatte Soltyk so die Polizei auf die Spur von Held und seinen Freunden geführt.51 Ein Spitzel und Agent provocateur wurde in den Kreis der Wiener Jakobiner eingeschleust, und seine Berichte lieferten der Polizei den Vorwand zu intervenieren. Soltyk wurde am 12. Juli 1794 verhaftet52 - offiziell allerdings als Geisel, denn Franz II. hatte inzwi­schen mit der Invasion in Polen begonnen. Soltyk wurde sechs Monate später, am 15. Dezember 1794, freigelassen und aus Österreich ausgewiesen.53 Er blieb der polnischen Sache treu, engagierte sich auch weiterhin für die Freiheit und Unab­hängigkeit seiner Heimat (der Arrest in Wien sollte daher nicht sein letzter gewe­sen sein) und starb nach einem bewegten Leben im Alter von 81 Jahren 1832 in Warschau.54 Hebenstreit und die anderen Jakobiner wurden zwei Wochen nach Soltyk, am 24. Juli 1794, festgenommen und des Landes- und Hochverrats angeklagt.55 Ihre 48 Man weiß sehr wenig über Held und Denkmann. Einige Informationen über Held finden sich in: Schuh: Wiener Jahrbücher (siehe Anm. 17), S. 121. Der Hinweis in Reinalter: Österreich und die Französische Revolution (siehe Anm. 2), S. 103, n. 28 bezüglich Held beruht auf einer Verwechslung. 49 AVA, PHSt, Ältere Polizeiakten 11/2, H124, fol. 453. Aussage des Mauritius Veltaire, 3.7.1796. 50 AVA, PHSt, 282/1796, Konvolut Taufferer, Verhörsprotokoll Hartmann, fol. 121 f. 51 Vortrag Sauraus, 30. August 1794. In: Vi venot: Quellen 4 (siehe Anm. 5), S. 332, n.*; AVA, PHSt 896/1794, fol. 10. Siehe Anhang 4. Dass diese Überwachung auf Drängen Preussens geschah, zeigt folgender vor kurzem erschienener Artikel: Kocöj, Henryk: Das Verhältnis der europäischen Mächte Preussen, Rußland und Österreich zum Kosciusko-Aufstand im Lichte der Korrespondenz Friedrich Wilhelm II. mit den preussischen Gesandten Lucchesini und Cesar in Wien, ln: Aufklärung-Vormärz-Revolution, hrsg. von Reinalter. Frankfurt/M 1999 (Jahrbuch der „Internationalen Forschungsstelle Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770-1850“ 18/19), S. 10-24, hier S. 11, 14,18. 52 Colloredo an einen unbekannten Empfänger, 12. Juli 1794. In: Vi venot: Quellen 4 (siehe Anm. 5), S. 332. 53 Körn er: Die Wiener Jakobiner (siehe Anm. 17), S. 249, Anm. 3. 54 Zlota Ksiega Szlachy Polskies, 17. Poznan 1895, S. 171. Ich danke Frau Malgorzata Marcinkiewicz für die Übersetzung aus dem Polnischen. 55 Wangermann : Joseph, 2. Aufl. 1969 (siehe Anm. 2), S. 156. 359

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