Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
AGSTNER, Rudolf: Österreichische Konsulate in der Schweiz
In den Jahren 1969 bis 1974 kam es zu einer starken Ausweitung der Anzahl der österreichischen Konsulate. Der 1969 erfolgten Errichtung des Honorarkonsulats in Chur lag die „Betreuung der großen Anzahl der im Kanton Graubünden lebenden Österreicher“ zu Grunde. 1970 wurde mit ähnlicher Begründung das Honorarkonsulat St. Gallen wieder errichtet, und 1972 wurde um „die Beziehungen Österreichs zum Kanton Waadt intensiver zu gestalten und auch der Bedeutung von Lausanne als Fremdenverkehrsort Rechnung zu tragen“, in Lausanne ein Honorarkonsulat eingerichtet; dabei fallt auf, dass der Ballhausplatz 1972 - wie schon die k. u. k. Diplomatie im Jahre 1914 - einen Hotelier zum Honorarkonsul ernannte. Mit der Errichtung des Honorarkonsulates in Luzern wurde 1974 „der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt“ und der „Anwesenheit von 1 600 Österreichern“ Rechnung getragen; damit war die Organisation des österreichischen Konsularwesens in der Schweiz abgeschlossen. Im Jahre 2000 unterhält die Republik Österreich in der Schweiz acht Konsulate - ein Generalkonsulat in Zürich, Honorargeneralkonsulate in Basel und Genf, fünf Honorarkonsulate in Chur, Lausanne, Lugano, Luzern und St. Gallen. Die Konsularabteilung der Botschaft in Bem ist für die Kantone Bem, Freiburg, Solothum, Wallis, Neuenburg und Jura zuständig. Sie alle betreuen rund 30 000 österreichische Staatsbürger (80 000 einschließlich der Doppelstaatsbürger), die ständig in der Schweiz ansässig sind. Österreichische Konsulate in der Schweiz - Teil I III. Zürich Nachdem bei der Konsularenquéte 1870 die Notwendigkeit eines Konsulates in Zürich zutage getreten war, wurden Nachforschungen nach einen geeigneten Kandidaten für den Posten eines k. u. k. Honorarkonsuls eingeleitet. Die Suche übertrug Gesandter Baron Ottenfels Regierungsrat Hagenbuch in Zürich, der am 10. Oktober 1871 Bundesrat Dubs informierte: Bei meinen Nachforschungen nach einer Persönlichkeit, die sich für die Besorgung eines österr.-ung. Konsulats auf hiesigem Platze eignen würde, glaubte ich vor allem einen Mann aus der Kaufmannschaft suchen zu müssen [...]. Von Zürchern wurden mir genannt 1) Herr Jakob Tümpler-Vogel, von Zürich, geb. 1820, früher in Triest etabliert gewesen, jetzt Mitglied des Verwaltungsrates der Kreditanstalt 2) Kaspar Schindler-Escher, von Zürich-Holligen, geb. 1828, Sohn des bekannten Landammans Schindler, Tochtersmann des verstorbenen Direktors M. Escher im Kronenthor. Ob ihm das ingenium für eine Konsulatsstelle innewohne, die meiner Ansicht nach eine interessante Aufgabe zu erfüllen hat, kann ich nicht beurteilen [...] Schindlers Familie steht mit Österreich in mannigfachem Verkehre 3) Friedrich Wilhelm Zeuner, ursprünglich von Hanau (Kurhessen), jetzt Bürger von Zürich, geb. 1821, war früher in Triest etabliert [...].20 20 ÖStA, HHStA, AR, F 8, K 41, Schweiz, Hagenbuch an BR Dubs, Zürich 10. Oktober 1871. 21