Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

STÖGMANN, Arthur: Die Erschließung von Prozeßakten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Ein Projektzwischenbericht

DIE ERSCHLIESSUNG VON PROZESSAKTEN DES REICHSHOFRATS IM HAUS-, HOF- UND STAATSARCHIV WIEN Ein Projektzwischenbericht von Arthur Stögmann Zum Forschungsstand Das Interesse an der rechtsgeschichtlichen Erforschung der höchsten Gerichts­barkeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation hat sich bisher vorwie­gend auf das auf dem Wormser Reichstag im Jahre 1495 gegründete Reichskam­mergericht [RKG] und weniger auf den 1559 gegründeten Reichshofrat konzen­triert.1 Das Reichskammergericht hat nicht zuletzt durch die kurzzeitige Tätigkeit Johann Wolfgang von Goethes als Gerichtspraktikant in Wetzlar, die in den „Leiden des jungen Weither“ und in „Dichtung und Wahrheit“ auch einen literari­schen Niederschlag gefunden hat, in das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit Eingang gefunden.2 * Seit über einem Jahrzehnt bemüht sich die Wetzlarer Gesell­schaft für die Geschichte des Reichskammergerichtes um die Erarbeitung einer umfassenden Geschichte dieses Gerichts. In den Jahren 1994 und 1995 fand in Bonn und Frankfurt eine dem Reichskammergericht gewidmete Ausstellung statt.1 Die bedeutenden Fortschritte bei der wissenschaftlichen Erschließung und Erfor­schung des Reichskammergerichts sind jedoch auf das im Jahr 1981 begonnene Sonderprojekt der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ zur Verzeichnung von 1 Zu den Vorläufern des Reichshofrats, beginnend mit einem unter Maximilian I. im Jahr 1498 errichteten ständigen Hoffat, siehe Gschließer, Oswald von: Der Reichshofrat. Bedeutung und Verfassung, Schicksal und Besetzung einer obersten Reichsbehörde von 1559 bis 1806. Wien 1942 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte des ehemaligen Österreich 33), S. 1-5. 2 Siehe Schmidt, Hartmut: Der Rechtspraktikant Goethe (Gesellschaft für Reichskammerge­richtsforschung, Heft 15), Wetzlar 1993, siehe bes. S. 6 f. (Urteil Goethes über die fehlende Ef­fektivität der höchsten Reichsgerichte) und S. 14 (Dauer seines Aufenthalts in Wetzlar). 1 Die von der Wetzlarer Gesellschaft für RKG-Forschung organisierte Ausstellung trug den Titel. Frieden durch Recht. Das RKG von 1 4 9 5 - 1 8 0 6 . Der Ausstellungskatalog wurde von Ingrid Scheurmann herausgegeben (Mainz 1994). Zur Wetzlarer Gesellschaft siehe: Schmidt von Rhein, Georg: Die Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung, ln: Neue Juristische Wochenschrift 43 (1990), S. 494. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 249

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