Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
ERNST, Hildegard: Geheimschriften im diplomatischen Briefwechsel zwischen Wien, Madrid und Brüssel 1635–1642
Hildegard Emst durchgängig ein Doppelbuchstabe zu erkennen ist (bei der dritten Angabe hat sich wohl ein Schreibfehler eingeschlichen), wird man zunächst mit „tallér“ sein Glück versuchen. Es ergeben sich dann folgende Bedeutungen: a= 17 r= // e = 21, # er = 184 1 = 27, f ta = 228 Sucht man jetzt im Text nach weiteren Ansatzpunkten, so finden sich Parallelstellen, die nicht nur einige der bereits mit Wahrscheinlichkeit ermittelten Zeichen enthalten, sondern ebenfalls hinter einer Klartextzahl stehen: 25 17 55 33 25 27 27 17 31 25 27 27 17 31 33 25 27 Die Klartextzahlen (hier fett gedruckt) sind zu niedrig, als daß sie Geld oder Truppen quantifizieren könnten, es wäre aber leicht möglich, daß es sich um ein Datum handelt. Nach den beiden vorgegebenen Buchstaben „a“ und „1“ kann nur „april“ gemeint sein (bei der mittleren Angabe ist offensichtlich wieder ein Fehler passiert). Schreiben wir die bis jetzt ermittelten Zeichen nach den Zahlen geordnet untereinander, so zeigt sich schnell, daß das Alphabet vermutlich den Ziffern 17 bis 40 folgt: 17 = a 27 = 1 21 = e 31 = p 25 = i 33 =r Mit der Zahl 55 deutet sich bereits an, daß ein zweiter, ebenso regelmäßiger Durchgang durch das Alphabet vorliegt (vgl. die Chiffrierliste). Nun braucht man nur noch die bereits mit Wahrscheinlichkeit erkannten Bedeutungen an anderen Stellen des Textes, vorwiegend in der Nähe der zahlreichen Klartextpassagen auszuprobieren, um bald das ganze System zu erkennen, wobei sich die strenge mathematische Ordnung als großer Nachteil für die Sicherheit herausstellt. Den Ansatzpunkt für den Einbruch in den Code hat jedoch die Nachlässigkeit des Ziffemsekretärs geboten. Er hat sich bei der Verschlüsselung des Wortes „tallér“, das auf zwei Seiten nicht weniger als achtmal vorkam, nur ganz weniger Zeichen bedient, so daß die Passagen als sogenannte Parallelstellen sofort ins Auge fielen. Weiterhin hat er einen Doppelkonsonanten durch Verwendung desselben Zeichens als solchen kenntlich gemacht. Diesen Fehler beging er durchwegs im Text, so daß man auch noch an weiteren Stellen gute Einbruchsmöglichkeiten hat. Schließlich hat sich der Sekretär erlaubt, den bequemen Weg der Verwendung von Klartextwörtern- und zahlen zu gehen. Offensichtlich gab es zu diesen Punkten keine strengen Vorschriften in der kaiserlichen Ziffernkanzlei. Aber auch wenn Klartextwörter fehlen, können zumindest Wortanfange und Wortenden Ansätze für das Rateverfahren bieten, wenn nämlich der Schreiber Absätze 212