Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
AGSTNER, Rudolf: Von Chandos House zum Belgrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815–1997
Rudolf Agstner tragen, im Wege der Miete auf die Dauer von 6-10 Jahren und gegen einen Jahresmietzins von höchstens 2 000 LSt. ein für die Zwecke der kaiserlichen Botschaft geeignetes Gebäude zu acquirieren.“10 Apponyi gab sich aber noch nicht geschlagen, und nach einer Intervention bei Mensdorff-Pouilly gab der seit Ende Juli 1865 amtierende neue k. k. Finanzminister Johann Graf Larisch von Moennich seine Bedenken auf. Apponyi wurde telegraphisch angewiesen, die Verhandlungen weiterzuführen'1. Unterstaatssekretär Meysenbug12 trat in Vertretung des Außenministers am 11. September 1865 an Kaiser Franz Joseph heran: Da es nun eine unabweisliche Notwendigkeit ist, die kaiserliche Botschaft in London irgendwo in anständiger Weise unterzubringen, da alle Versuche und Bemühungen ein hiezu geeignetes Hotel um den limitierten Preis von 2 000 LSt. jährlich im Wege der Miete zu erlangen, fruchtlos geblieben und der von Grafen Apponyi beantragte Ankauf des der Herzogin von Norfolk gehörigen Hauses in Grosvenor Square unter den gegebenen Umständen sich als ein vorteilhaftes Geschäft darstellt, da für den ersten Augenblick nur ein Aufwand von 7 000 LSt. erforderlich wäre, das zur Deckung des Kaufschillings aufzunehmende Darlehen von 20 000 LSt. mittels Annuitäten sukzessive getilgt werden kann ... Der Kaiser gab hiezu am 13. September 1865 in Ischl seine Zustimmung13.. Zu spät-im November 1865 mußte Apponyi dem Ministerium in Wien mittei- len14, „daß das der verwitweten Herzogin von Norfolk gehörige ... Haus ... während meiner Abwesenheit und trotzdem man mir das Vorkaufsrecht auf unbestimmte Zeit zugesichert hatte, verkauft worden ist ...“Er schlug als Alternative den Erwerb des „von Lord Palmerston13 bewohnten, durch seinen Tod verfügbar gewordene Haus in Piccadilly, unter dem Namen Cambridge House bekannt“, vor. Es ist eines der schönsten, geräumigsten Häuser Londons und würde allen Anforderungen der Repräsentation, der vorteilhaftesten Lage und der Räumlichkeiten vollständig entsprechen. Der Eigentümer, Sir R. Sutton, trägt mir nun an, das Haus der Botschaft auf 7, 14oder21 Jahre, um den jährlichen Zins von 2 500 LSt., unmöbliert zu vermieten ... Instandsetzung und Möblierung veranschlagte Apponyi auf 5-6 000 LSt., die jährlichen Mehrkosten gegenüber der bisherigen Miete von Chandos House auf 1 750 - 1 800 LSt. jährlich. 10 HHStA Wien, AR, Fach 6, Karton 16, Larisch an Mensdorff-Pouilly, Finanzministerium ZI. 36.936/1109 vom 2. 8. 1865. 11 Ebenda, Ziffem-Telegramm Mensdorff-Pouilly an Apponyi vom 22. 8. 1865. 12 Otto Freiherr Rivalier von Meysenbug, * Kassel 2. 3. 1806 t Wien 31. 3. 1886; 1833 Legationscommis, 1833 Gesandtschaft Dresden, 31. 1. 1838 Legationssekretär, Gesandtschaft Turin, 1840 Botschaft St. Petersburg, 1844 Legationsrat in Turin, 1846 Staatskanzleirat, 1849 wirklicher Hof- und Ministerialrat, 1859 2. Bevollmächtigter in der Eigenschaft eines bev. Ministers bei den Friedensverhandlungen in Zürich, 1859 Geheimer Rat, 1862 Unterstaatssekretär im k.k. Ministerium des k. Hauses und des Äußern, 14.12.1868 zeitlicher Ruhestand, verheiratet mit Josephine Friederike Freifrau Zinn von Zinnenburg. HHStA Wien, AR, F 4/216, Personalakt Meysenbug. 13 HHStA, AR, Fach 6/16, Vortrag Meysenbug vom 11. 9. 1865, Ah. Entschließung vom 13. 9. 1865. 14 Ebenda, Bericht Nr. LXXII, Apponyi an MdÄ vom 28. 11. 1865. Henry John Temple, third Viscount Palmerston, * London 1784, t London 1865. 4