Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig verdirbt, abgetragen und zu einer Terrasse mit Blumenbeeten umgestaltet werden, entsprechend jener schon existierenden oberen unmittelbar am Schloß gelegenen Terrasse. Der Raum neben dem Speisesaal bleibt in seiner alten Form und wird zu einem Gartenpavillon umgewandelt; während er von außen jene bescheidene Zierde von Zinnen erhält“ wie sie in den beigegebenen Ansichten ersichtlich sind. Förster legte ebenfalls einen Entwurf zu einer neuen Anfahrtsrampe vor und verlangte die Restaurierung des Spanischen Saales. Dieser sei „eines der schönsten architektoni­schen Denkmale Tirols und wird von allen Fremden besucht und bewundert. Es wäre daher schade, ein solches mit so großem Aufwand hergestelltes Werk zugrunde ge­hen zu lassen“. Bei den Schatzkammerlokalitäten hatte sich Förster an das bereits von Burghauptmann Lang und Kustos Sacken erarbeitete Projekt gehalten. Zusam­menfassend stellte er fest: „Ich habe versucht den ursprünglichen Typus des Schlos­ses wieder ins Leben zu rufen ... um dabei ein malerisches Ganze(s) zu erzielen, das Innere des Schlosses dagegen suchte ich ganz nach den mir gnädigst erteilen Anga­ben“ einzurichten. Zur praktischen Seite der Ausführung der Arbeiten übergehend, verlangte Förster, den Bau in eigene Regie zu nehmen, also die Ausschaltung der Behörden in Innsbruck und Wien in bezug auf die Leitung und Überwachung der Arbeiten einschließlich der Verwaltung der Baugelder. Nur auf diese Weise kann ich (mich) verbürgen, daß mit der Summe von 180 000 Gul­den alle jene soeben beschriebenen Restaurationen hergestellt werden“ können. Falls man noch in diesem Jahr mit den Arbeiten beginnen könne, werde die Ambraser Samm­lung noch 1858 aufzustellen sein62. Carl Ludwig sandte dem Kaiser das neue Projekt (Abb. 7) und dieser reichte es unverzüglich an den Obersthofmeister weiter, mit der mündlichen gnädigsten Eröffnung.......daß es der allerhöchste Wille sei, diese Herstellungen durch den genannten Architekten noch im Oktober dieses Jahres beginnen und ohne Feststellung der zur Hof- und Staatsbauten vorgeschriebenen Detailkontrolle zur Ausführung bringen zu lassen“63. Liechtenstein rief daraufhin eine Kommission der beteiligten Hofämter zusammen, die unter der Leitung des Hofrates Drexler am 1. September im Beisein Heinrich Försters zusammentrat64. Freiherr von Sacken als Vertreter des Oberstkämmerers äußerte sich am nächsten Tag schriftlich zur Frage der Sammmlungslokalitäten. Die für die Sammlung vorgesehenen Räume „sind überhaupt für ein Museum so wenig 62 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858 vom 22. August 1858. Von den undatierten und nicht signierten Plänen lassen sich die meisten anhand der Bezifferung I-XXII ermitteln. Die Pläne im Kunsthistorischen Museum [KHM] Ambras ließen sich unter den nachfolgenden Inventar-Nummern verifizieren: I = A 72; II = fehlt, s. A 70; III = A 112/ohne Nummer, IV = B 140; V = A 94; VI= B 147; VII = B 180; VIII = B 197; IX = B 227; X = A 100; XI = B 241?; XII = B 214; XIII = B 216; XIV = B 222; XV = D 389; XVI = A 113; XVII = C 276; XVIII =C 274; XIX = C 280; XX = C 278; XXI = C 294; XXII = C 291. Vgl. Abb. 7: Ansicht des ersten Projektes von Heinrich Förster (KHM Ambras, Pläne Inv.-Nr. A 94). Bei allen Pro­jekten H. Försters fehlt die Ansicht gegen Norden mit dem Spanischen Saal. 63 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858 ohne Datum, vermutlich im September 1858, jedoch vor dem 18. November 1858 (siehe Anm. 72). 64 Ebenda, Rubrik 6, Jg. 1858, ZI. 1686 vom 2. September 1858 und ebenda, ad ZI. 1686/1858, Tele­gramm vom 30. August 1858. 103

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