Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig bung sorgen17. Baudirektor Liebener begründete sein Abweichen vom üblichen Ver­gabewesen mit der Eilbedürftigkeit und forderte für die bereits begonnenen Arbeiten einen Vorschuß von 5 000 Gulden18. Als die Angebote Vorlagen, verfügte Carl Lud­wig die Bereitstellung der Gelder19. In Wien waren inzwischen Zweifel laut gewor­den, daß die Arbeiten fristgemäß beendet werden könnten. Schloßhauptmann Lang warf der Tiroler Baudirektion Tatenlosigkeit vor, die es verhindere, die Leistungen vorschriftsmäßig per Schlußabnahme abzunehmen, um so die Mittel fristgemäß ausgezahlt zu erhalten20. Liebener mußte gegenüber dem Erzherzog die Verzögerun­gen zugeben und begründete dies mit Problemen bei der Austrocknung des Baues, jedenfalls würden die Sammlungsräume zur Aufnahme der Ambraser Sammlung aus Wien in diesem Jahr nicht mehr hergestellt werden können21. Ende März teilte der Erzherzog dem Fürsten Liechtenstein seinen Wunsch mit, auf eigene Kosten auch den Schloßhof zu planieren und im Garten ein Schwimmbassin anlegen zu lassen. Der Kaiser genehmigte diesen Antrag mit der Maßgabe, daß bis­lang eingesparte Mittel bei der Abrechnung dieser zusätzlichen Einrichtungen ver­rechnet werden dürfen22. Die Absichten des Kaisers, die Ambraser Sammlung zurückzugeben, sowie der Ausbau des Hochschlosses zur Sommerresidenz für den Erzherzogstatthalter wurden von der tirolischen Presse mit großer Begeisterung aufgenommen: Sie kommen, sie kommen die inhaltsschweren Kisten das Schloß Ambras zu beleben und zu zieren. Die Herstellung des Schlosses ist in Angriff genommen. Dem trefflichen und berühmten Meister in Darstellungen der Werke altdeutscher Baukunst, Dominik Quaglio, gelang es, das Schloß Hohenschwangau, dem königlichen Wunsche entspre­chend, hinzuzaubem. Am Rheine prangt Stolzenfels. Ambras wird beide übertreffen an Großartigkeit des Umfangs und der Umgebung, an seiner historischen Bedeutsamkeit, an seinen Attributen der Kirnst und Geschichte. Die Zeit wird Richter sein! Du schöne Burg erhabener Herren! du bist ein trefflich Bild, wie unserm Land gesche­hen - in guten und bösen Tagen. Nun scheint deine Sonne wieder aufzugehen; wohlan! wirf den gelben Mantel ab, mit dem sie dich schmachvoll modemisirten, erscheine in deiner altehrenwerten Gestalt, denn imgeachtet all' des ertragenen Sturmes und Jammers, hast du, wie unser Land deine edle Haltung bewahrt. Empfange in deinen hochgestellten Räumen wieder den kunstsinnigen erhabenen Erzherzog, der des Landes Stolz und Freu­de ist23. HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 5. März 1856. Suschitzky weist in seinem Antwort­schreiben u. a. darauf hin, daß „die gestörte Communication aus dem Schlosse rückwärts mit dem sog. Keuchengarten, der Brücke und dem Parke hinter dem Schlosse, wozu man früher durch den Vorsaal des spanischen Saales gelangte, derzeit aber die hölzernen Treppen verfault und verschüttet sind“ wieder her­gestellt wird (HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856, ZI. 1781vom 16. März 1856). Die Brücke selbst war bereits 1852 als „baufällige Fahrbrücke“ bezeichnet worden. 18 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/9, 1856, Statthalterei 1856-1868 vom 18. März 1856. 19 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 14. April 1856. 20 Ebenda, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom26. März 1856 21 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/5, 1856, Statthalterei 1856-1868 vom 9. April 1856; HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/2, Jg. 1856 vom 17. April 1856. 22 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/5, 1856, Statthalterei 1856-1868 vom 9. Mai 1856. 23 [Schönherr, David]: Ambras. In: Volks-und Schützenzeitung 11 (1856), S. 182. Schönherr war Herausgeber der Zeitung und setzte sich heftig für die Rückführung der Sammlung ein. Siehe hierzu seine Artikel in Nr. 61, Nr. 75, Nr. 76 des gleichen Jahrganges oder auch Nr. 122 (1858). 91

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