Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Weinzierls Unvermögen, sondern ein Produkt der österreichischen Situation. Manfred Marschalek hat dies als Herausgeber des Bandes „Untergrund und Exil. Österreichs Sozialisten zwischen 1934 und 1945“ (Wien 1990) eindrucksvoll dokumentiert (die Darstellung widmet dem Zeitraum bis zum 12. März 1938 insgesamt 230 Seiten, der Zeit bis zum Ende der nationalsozialistischen Herr­schaft 1945 dagegen 24 Seiten). Dieser Band ist eine Dokumentation eines Symposions und zugleich ein „Forschungszwischenbericht“, er macht deutlich, wie sehr und wie weit Öster­reich in einzelnen Bereichen noch von einem international vergleichbaren For­schungsstand entfernt ist. Die Gründe dafür sind manigfaltig und sind hier nicht zu diskutieren. Aber es wäre m. E. höchst an der Zeit, daß man österrcichischer- seits u. a. die exakten Opferzahlen aller Dimensionen vorweisen könnte, die Zahl der rassisch Verfolgten und die der politisch Verfolgten. Es geht nicht an, den Widerstand-Begriff zu erweiteren und den der Opfer. Dazu ein Beispiel: die jüngst erneut formulierte Einbeziehung der National­sozialisten als Opfer und Widerständler für den Zeitraum von 1933 bis 1938 scheint vordergründig im theoretischen Rahmen logisch, sie übersieht aber, daß hier die „fünfte Kolonne“ der nationalsozialistischen Reichsregierung am Werk gewesen ist. Man sollte sich hüten, dem von Selbstmitleid triefenden „Herrn Karl“ und seinen Vorbildern an diversen Stammtischen in deren Mentalität „Ich war ein Opfer“ entgegenzukommen. Bevor man an die „Exculpierung“ der Nazis schreitet, sollte man überlegen, ob politische Agitationsbehelfe vor und nach 1938 tatsächlich einen brauchbaren theoretischen Rahmen abgeben. Dieter A. Binder, Graz Österreicher und der Zweite Weltkrieg, hrsg. vom Doku­mentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien: Österreichi­scher Bundesverlag 1989. 182 S., zahlr. Abb., Graphiken und Karten. Nach den Worten von Bundesministerin für Unterricht und Kunst, Hilde Hawlicek, soll das vorliegende Sammelwerk der „Politischen Bildung“ die ihr gestellte Aufgabe erleichtern, sich bezüglich des Zweiten Weltkrieges mit „Verdrängungsmechanismen und Entlastungsstrategien“ auseinanderzusetzen. Es soll also nicht nur, was den Historiker anginge, über die Vergangen­heit Rechenschaft gegeben werden, sondern „noch heute vorhandene Einstel- lungs-muster“ sollen in Frage gestellt werden. Das Buch erhebt somit pädago­gisch ebenso wie kämpferisch-polemische Ansprüche und wertet zu Ungunsten eines Nationalsozialismus, dem allerdings andere -ismén weder gegenüber noch gar in kritischer Darstellung an die Seite gestellt werden. Insoferne handelt es sich um eine Darstellung, die sich einfach gegen den „Nazi in uns“ wendet. Das ist zur Kenntnis zu nehmen. Nur soweit dabei einzelne Autoren, was die Wie­dergabe von bisher einigermaßen gesicherten Forschungsergebnissen oder Inter­Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen 407

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