Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Griechenland lediglich in Kirchen-, Regierungs- und Universitätskreisen ge­sprochen und geschrieben wird. Hubert Steiner, Wien Komlos, John: Die Habsburgermonarchie als Zollunion. Die Wirt­schaftsentwicklung Österreich-Ungams im 19. Jahrhundert. Wien: Öster­reichischer Bundesverlag 1986. 244 S. Der Autor präsentiert sich als radikaler Verfechter der „Kliometrie (Anwendung moderner Wirtschaftstheorien in der Wirtschaftsforschung)“ und bedauert das Mißtrauen, das dieser Methode entgegengebracht wird. Doch wen wundert dies, wenn Komlos selbst die statistischen Methoden seiner Vorgänger vehement in Zweifel zieht und zum Schluß kommt, daß seit dem 1914 erschie­nenen Werk Slokars über die Industrie unter Kaiser Franz I. kein wesentlicher Fortschritt in der wirtschaftsgeschichtlichen Deutung mehr erzielt werden konnte. Umso kontroversieller sind die Ergebnisse Komlos’, die nicht nur unter dem Aspekt der aktuellen Diskussion um übernationale Wirtschaftsräume Be­achtung verdienen. Im Versuch, die Mängel und Irrwege bisheriger statistischer Untersuchungen zu vermeiden, gelangt der Autor zur Einsicht, daß die bisher als Zäsuren betrachteten Ereignisse wirtschaftlicher, politischer und sozialer Natur (Revolution 1848, Grundentlastung) lediglich eine intensivere Beleuch­tung an sich vorhandener Entwicklungen zur Folge hatten. Entwicklungen, die ohnedies im Rahmen einer freien kapitalistischen Marktwirtschaft unausbleib­lich waren und auch erfolgt sind. Die Industrialisierung Österreichs im Vormärz war nach Komlos gegenüber Westeuropa keineswegs derart rückständig, wie gemeinhin angenommen. Auch die Landwirtschaft Österreichs und Ungarns hatte schon vor 1848 ihren Aufschwung begonnen und es läßt sich nicht erst eine Beschleunigungsspitze im Gefolge von 1848 (Bauernbefreiung) ablesen. Mit Vehemenz wendet sich Komlos gegen die von ungarischer Seite häufig geäußerte Ansicht, Ungarn sei der ausgebeutete Partner in der Zollunion gewe­sen. Im Gegenteil war die Verbindung mit Österreich entscheidend für die Ent­wicklung der ungarischen Industrie. So etwa ab 1870 durch vehementen Kapi­talzufluß aus Cisleithanien, der zur Folge hatte, daß während der Depression in Österreich 1873-1896 in Ungarn eine große Industrialisierungswelle stattfand. Zweifellos war der ungarische Markt für Österreich wichtig (Baumwoll- produkte), doch es herrschte eine förmliche Kapitalflucht aus Österreich nach Transleithanien, die in Österreich nur teilweise durch ausländisches Kapital abgedeckt werden konnte. Einerseits hemmte dies den Aufholprozeß gegenüber der deutschen Industrie, andererseits geriet die österreichische Industrie dadurch zusehends unter ausländischen Einfluß. In den Achtzigerjahren finanzierten die österreichischen Gelder das Handelsbilanzdefizit Ungarns. Schließlich floß nach 1900 auch ein Großteil der ausländischen Investitonsmittel nach Ungarn und im Zeitraum 1906-1913 überstieg das Wirtschaftswachstum Ungarns das österrei­Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen 368

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