Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen Das dritte Kapitel überprüft nun jene Gemeinschaft, die von nun an die grie­chische Kolonie in Triest vertrat. Die Griechen brachten es zu großem Wohl­stand, was - wie oben kurz erwähnt - zum Bau einer eigenen Kirche führte, die der Heiligen Dreifaltigkeit und dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Obwohl die wirtschaftliche Lage teilweise nicht ganz einfach war, wurden diese Situationen durch eine äußerst straffe Organisation der Kolonie überwunden. Sie wurde in vier Klassen eingeteilt, bestimmt durch die Höhe der jährlichen Beitragsleistung. Die Gemeinschaft betonte ständig, daß der Wohlstand auf den un-ermüdlichen Fleiß seiner Mitglieder zurückzuführen sei, denn das Einkommen und das Ver­mögen der Gemeinschaft reichten in keinster Weise aus, die anfallenden Aus­gaben der Kolonie zu decken, Als Resultat dieser schwerwiegenden Problematik kam es im Jahre 1780 zur Fusion beider der Kolonie gehörenden Schatzämter, die es nun ermöglichte, mehr Geld flüssig zu machen. Die Autorin nennt in diesem Zusammenhänge vor allem das Aufrechterhalten und Instandsetzen von der Kolonie gehörenden Gebäuden, die Bezahlung von Priestern und Lehrern und das Bezahlen von regelmäßigen oder einmaligen Hilfszuschüssen an ärmere Familien der Kolonie. Den Angelegenheiten des Kirchenwesens widmet die Autorin das Kapitel V. In den der zitierten Abspaltung folgenden Jahren mußten die Griechen ihre Autonomie gegenüber dem orthodoxen Erzbischof einerseits und der römisch- katholischen Kirche andererseits behaupten. Um diese Autonomie zu demon­strieren, setzten sie einen Archimandriten als obersten Seelsorger in Triest ein. Große Ehre ließen die Griechen ihren Verstorbenen zukommen. Sie errichteten in der Nähe der heutigen Piazza Goldoni ihren ersten Friedhof. Aufgrund der von der Stadt verfugten hygienischen Maßnahmen mußten sie den Friedhof im Jahre 1829 in den Stadtteil St. Anna verlegen. Dort wurde mit der tatkräftigen finanziellen Unterstützung des reichen Kaufmannes Georgios Chatzekonstas die Kapelle zu den Heiligen Aposteln mit herrlichen Ikonen ausgestattet. Die griechische Kirche in Triest leistete ebenfalls den finanziellen Beitrag zu eigenen Krankenhäusern, deren erstes bereits im Jahre 1788 gegründet wurde. Durch den schon erwähnten Bevölkerungsanstieg wurde für die Griechen in Triest auch die Frage des Schulwesens wichtig. Die erste Schule wurde 1801 gegründet. Vorher wurden die Kinder durch von der Gemeinschaft finanzierte Privatlehrer unterrichtet: Neben Mathematik, Geographie, Schönschreiben, Physik, Italienisch und Deutsch wurde besonders die altgriechische Sprache gepflegt. Die Freiheitsbewegung der Griechen, die ja in jener Zeit noch unter der Ober­hoheit der Pforte lebten, begünstigt durch den russisch-türkischen Krieg (1787— 1792) sowie die griechische Revolution (1809-1813), der Österreich absolut feindlich gegenüberstand und die den Griechen Triests viele flüchtende Lands­leute bescherte, bilden den Hauptinhalt des den ersten Band abschließenden siebenten Kapitels. 366

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