Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Gustenau, Michaela: Mit brauner Tinte. Nationalsozialistische Presse und ihre Journalisten in Oberösterreich 1933-1945. Linz: Oberöster­reichisches Landesarchiv 1992 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberöster­reichs 13). 299 S., Illustr. In der Buchreihe „Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs“, die das Ober­österreichische Landesarchiv herausgibt, ist als 13. Band wieder ein Werk er­schienen, das einen „weißen Fleck“ in der jüngeren Landesgeschichte füllt. Auf Anregung von Prof. Dr. Harry Slapnicka, der Ende der Siebzigerjahre wesentli­che Studien zur Aufarbeitung der oberösterreichischen Zeitgeschichte lieferte, nahm sich die promovierte Publizistin Michaela Gustenau eines überaus wichti­gen, in manchen Bereichen freilich auch heiklen Themas an: der Presse und der Journalisten in „Oberdonau“. Am Beginn stand die Durchsicht des zum Thema NS-Presse vorhandenen Bestandes „Politische Akten 1934-1945“ im OÖ. Lan­desarchiv, der eine Konkretisierung der Themenstellung folgte: eine Analyse der nationalsozialistischen Gaupresse, ihrer ökonomischen, inhaltlichen und institu­tionellen Steuerung - sowie deren Grenzen -, ihrer Journalisten, die das Regime durch ihre Mitarbeit aktiv unterstützten, und schließlich eine Untersuchung der NS-Presse und -Propaganda vor 1938, die bei den Anschlußvorbereitungen eine wesentliche Rolle spielten. Ausschlaggebend waren einerseits das Wissen um die Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit aus der weitgehend unbefangenen Sicht einer nicht unmittelbar belasteten Generation, andererseits das Interesse an einer von lokalpatriotischer, narrativ-kon- servierender Heimatkunde weit entfernten Regionalgeschichte, die Antworten auf interdisziplinäre Fragestellungen sucht, welche durch allgemeine historische Forschung nicht abzuklären sind. Die Autorin erkannte im Zuge der schwierigen Recherchen, daß der betreffende Zeitabschnitt bis heute nicht an Brisanz und Sensibilität verloren hat, und daher auch die Regionalgeschichtsforschung ver­mehrt einer kritischen Beschäftigung mit der NS-Zeit, ihrer Vorgeschichte und ihrer Konsequenzen bedürfe, wobei der historische Hintergrund allerdings nur soweit Berücksichtigung findet, als für den Kontext erforderlich. Im ersten Teil des 300 Seiten starken, aus der Dissertation der Autorin her­vorgegangenen Buches wird die Entwicklung der oberösterreichischen Presse­landschaft von der „Systemzeit“ bis zum Ende des „Dritten Reichs“ verfolgt. Es werden inhaltliche Entwicklung, Presselenkung und Konzentrationsmaßnahmen bis zur Einstellung fast aller Blätter dargestellt. Am Anfang des Untersuchungs­zeitraumes stand, neben den großen Tageszeitungen (Jänner 1938: 4 Tages- und 20 Wochenzeitungen) eine verblüffend große Anzahl von Regionalblättern und Verlagen, die nicht einmal mehr den Zeitgenossen in Erinnerung sind. In die­sem breiten Spektrum konnten die Nationalsozialisten selbst in der Zeit des Verbotes der NSDAP ihr Gedankengut transportieren. Nach dem Anschluß wurden jene Zeitungen wirtschaftlich und kulturell vereinnahmt, die der ersten Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen 342

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