Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen derts, zu beschaffen. Angesichts der vielfältigen Aspekte des Gebotenen mag es müßig sein, weitere Wünsche anzumelden. Es fällt jedoch auf, daß sehr wichtige Gruppen von Frauen ausgeklammert geblieben sind, wie etwa die von der all­mählichen Durchsetzung des priesterlichen Zölibats betroffenen oder die Unter­schicht der unfreien und leibeigenen. Trotz dieser Einwände besteht aber kein Zweifel, daß die vorgelegten Forschungsergebnisse eine wertvolle Bereicherung des Wissens auf einem wichtigen Teilgebiet der mittelalterlichen Realienkunde darstellen. Otto Friedrich Winter, Wien F r i e ß, Peer: Die Außenpolitik der Reichsstadt Memmingen in der Refor­mationszeit 1517-1555. Vorwort und hrsg. von Uli Braun. Memmingen 1993 (Memminger Forschungen 4). 318 S. Die vorliegende Arbeit über die Politik der Reichsstadt Memmingen ist als Fallstudie zur Entwicklung der äußeren Beziehungen der mittleren und kleine­ren Reichsstädte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts konzipiert. Besonderes Interesse gilt dabei zum einen der Frage nach den Zusammenhängen zwischen äußerer und innerer Politik, zum anderen den Handlungsspielräumen, die der politischen Aktivität einer mittleren Reichsstadt wie Memmingen tatsächlich verfügbar waren. Aus diesem Ansatz ergibt sich die Notwendigkeit, auf die wirt­schaftliche und soziale Entwicklung, die städtischen Verfassungen und die kirchlichen Verhältnisse im Spätmittelalter und im beginnenden 16. Jahrhundert näher einzugehen sowie strukturelle Veränderungen im Innern, insbesondere den Fortgang der kirchlichen Reform, angemessen zu berücksichtigen. Die Un­tersuchung registriert darüber hinaus stets sorgfältig die Modifiktion der Rah­menbedingungen, auf die sich die Politik Memmingens im regionalen Umfeld und auf reichspolitischer Ebene einzustellen hatte. Dank der Entscheidung, die Fragestellung über das reformationsgeschichtliche Interesse im engeren Sinne hinaus auszuweiten, gelingt im Überblick vom Spätmittelalter bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts der Nachweis einer Reihe von Konstanten in der äußeren Poli­tik der Reichsstadt. Zu nennen sind im einzelnen: die Wahrung wirtschaftlicher Interessen im regionalen Bereich, aber auch - etwa in handelspolitischen Fragen - auf Reichsebene, die Sorge für die öffentliche Sicherheit im oberschwäbischen Raum, die Wertschätzung guter Beziehungen zum oberschwäbischen Adel und zu den benachbarten Prälaten, die Bemühung um den Ausbau städtischer Herr­schaftsrechte durch den Erwerb weiterer einschlägiger Privilegien, das Interesse an der Moderation der reichsstädtischen Reichsanschläge und an der Aufwer­tung der Städtekurie auf dem Reichstag, schließlich die prinzipielle Loyalität gegenüber dem Kaiser. Trotz der frühen Hinneigung zur Reformation blieb die äußere Politik Mem­mingens auch bemerkenswert lange am Bezugsfeld des Schwäbischen Bundes orientiert. Nach vorübergehenden Spannungen zwischen ihr und dem Schwäbi­329

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