Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

KATSIARDI-HERING, Olga: Venezianische Karten als Grundlage der historischen Geographie des griechischen Siedlungsraumes (Ende 17. und 18. Jahrhundert)

Olga Katsiardi-Hering Aus der Zeit des Proweditore Girolamo Cornaro (1688-1690) sind weder Kataster noch topographische Karten größerer Regionen erhalten. Cor­naro gab konfessionellen Fragen und den Lebensbedingungen67) der Einwohner Vorrang und überprüfte die Organisation der Festungen.68) Diese seine Ziele legte er im übrigen auch in seinem Bericht vom 27. Jänner 1691 dar:69) „Es wäre ermüdend, jede Festung, ihre Grenzen, ihren Umfang und die Qualität der Fortiftkation im einzelnen zu be­schreiben, wo Sie doch zu demselben Resultat bei der Betrachtung der Pläne mit den Karten sowie den Grund- und Aufrissen gelangen können, die ich Ihnen übersendet habe, um mit größerer Genauigkeit den Er­fordernissen des Staates zu entsprechen.“70) So beschränkte er sich dar­auf, zur Information der zuständigen Behörden Mängel festzuhalten. Zu dieser Gruppe von Festungsplänen scheinen die beiden Karten von Ko­rinth, die der Ingenieur Verneda (1689)71) gezeichnet hat, der Festungs­plan von Monemvasia (1690)72 73) und wahrscheinlich auch die Karte von Nafplio des Ingenieurs Giovanni Bassignani (1688)75) zu gehören. Mit dieser ausgezeichneten, kolorierten topographischen Karte der Stadt (1.08x1.60 m) mit den eingezeichneten Wohnvierteln, Kirchen, Mo­scheen usw. sowie mit Detailplänen der Festung am Kartenrand hat man, wie auch ihrer Bezeichnung im Titel zu entnehmen ist, unter Mo- rosini begonnen; fertiggestellt wurde sie 1688. Auf Cornaros Weisung hin entstand der Plan von Monemvasia (0.59 x 0.42 m), den der leitende Ingenieur Orazio Alberghetti 1690 kopierte. Er zeigt einen schwarz­weißen Grundriß der Festung im Zentrum und an den Rändern drei An­sichten: Monemvasia vom Süden aus gesehen, die Bucht von Monemva­sia und Monemvasia vom Norden her. Eine weitere Gruppe von 18 Handzeichnungen74) in den Dimensionen von 0.29x0.26 bis 1.95x1.26 m aus den Jahren 1687 bis 1700 enthalten die Vorschläge und Pläne von Ingenieuren zur Befestigung des Isthmus 67) Aus dieser Zeit stammt die große Volkszählung der Peloponnes: riava- yuoxóxookoi;: n E/,07róvvr|<70c, 138-144, 225-230, bei der die territorii Methoni, Navarino, Arkadiá (Kyparissia), Fanari und Patras erfaßt wurden. 68) ToeVikcu; ebenda, 15, 1982-1984, 134. 69) EicupíScov Aápnpoi;: ‘H 7tepi netamowiiaou ekGeotc; xoö ßsvExoü Jipovpxoü Kopvép. AIEEE 2, 1885, 282-317; griech. Übers, bei ’ Ayap. To-eAAkcii;: Mexa<|>páa£i(;, 127-152. 70) TasZÍKon;: M£xa<|)pá<T£v;, 140. 71) Anh. Nr. 19, 20. 72) Anh. Nr. 14. 73) Anh. Nr. 16. Unter Francesco Grimani hat Bartolo Carmoy diese Karte teilweise kopiert, nachdem die Mauern von Nafplio erweitert und ausgebessert worden waren, s. dazu Kevin Andrews: Castles of the Morea. Princeton 1953, 90-105, T. 21, s. auch T. 22. 74) Anh. Nr. 17-24, sowie der diesbezügliche Bericht: KRA: KA, K I c 15 e; s. weiters Anh. Nr. 25-31, 12, 14. 292

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