Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 43. (1993) - Festschrift für Rudolf Neck zum 65. Geburtstag

KARIGL, Helmut: Die Aufnahme von Militärpersonen bei der Generaldirektion für die Staatseisenbahnen (1842–1848)

Helmut Karigl Arbeitskräfte. Auch hier erinnert er an die Not: „Der ehrfurchtsvoll Ge­fertigte hat hierzu nur noch die Bitte, ihm gnädigst zu gestatten, daß er die Diurnisten mit einem Gulden C.M. täglich aufnehmen könne, um bessere Individuen zu haben, die nicht mit hungrigen Mägen zum Ge­schäfte kommen, da mit weniger Lohn bei der gegenwärtigen Theue- rung in Prag nicht aufzukommen ist.“21) Mit Erlaß vom 20. Mai 1847 wurde dem nunmehrigen Assistenten Böllmann eine Bestallung von monatlich 45 Gulden und zusätzlich 25 Gulden monatliche Beise- und Zehrungspauschale für seine Außendiensttätigkeit zuerkannt.22) Dies ergibt einen Grundgehalt von jährlich 540 Gulden. Unter Hin­zurechnung des Pauschales kommt Martin Böllmann auf jährlich 840 Gulden. Sein bisheriges Jahreseinkommen im Eisenbahndienst be­trug 240 Gulden! Der expandierende Eisenbahnbau und -betrieb for­derte eine Personalerhöhung, die von der Hofkammer nicht blindlings, aber doch im allgemeinen großzügig erfüllt wurde. Diesem großen Personalbedarf stand ein noch größeres Interesse seitens der Bewerber gegenüber. Wer bereits 1842 um eine Aufnahme in die Staatseisenbahn ansuchte, hatte erstens bessere Aufnahmechancen und zweitens bessere Aufstiegsmöglichkeiten als die späteren Bewerber. Als Beispiel diene der bereits früher erwähnte invalide ehemalige Feld­webel Herkel (t 17.10.1846 in Hohenstadt), der am 23. Jänner 1846 zum Assistenten I. Klasse ernannt worden ist.23) Zur Untermalung der hier aufgestellten These sei noch Joseph Braun24), Oberleutnant des Mineur­korps, angeführt. Kübeck hatte mit Erlaß vom 6. April 1847 die Auf­nahme von 12 neuen Assistenten II. Klasse bewilligt. Von den Bewerbern wurden 34 „als ausgezeichnet geschildert“, somit hatte bloß etwas mehr als ein Drittel der Ausgezeichneten die Möglichkeit aufgenommen zu werden. Unter den Nichterwählten befand sich auch obgenannter Of­fizier. Braun diente 23 Jahre mit Auszeichnung, war Professor der Geo­metrie und Stereometrie, war im Aufnehmen und Nivellieren praktisch gebildet, wurde in Zara bei Befestigungen der Insel Lissa und in Olmütz als Ingenieur verwendet, außerdem hat der „Erzherzog Johann geruht, ihm über seine ausgezeichnete Dienstleistung das hohe Wohlgefallen zuerkennen zu geben.“ 21) AVA, k.k. Generaldirektion für die Staatseisenbahnen ZI. 571 ex 1847 (Sign. M/2). 22) AVA, k.k. Generaldirektion für die Staatseisenbahnen ZI. 4078 ex 1847 (Sign. M/2). 25) AVA, k.k. Generaldirektion für die Staatseisenbahnen ZI. 9930 ex 1842 (Sign. M/2). 24) AVA, k.k. Generaldirektion für die Staatseisenbahnen ZI. 2805 ex 1847 (Sign. M/2). 130

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