Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
AGSTNER, Rudolf: Von der österreichisch-ungarischen Botschaft zum österreichischen Generalkonsulat Berlin. Zur Geschichte der k. u. k. bzw. österreichischen Vertretungsbehörden in der deutschen Hauptstadt 1871–1991
Rudolf Agstner Genehmigung. Die Eintragung der Republik Österreich als Eigentümerin der Liegenschaft Bendlerstraöe 15 erfolgte am 9. August 1921177). Die letzte Mitteilung des Amtsgerichtes Berlin-Mitte in den Akten des AdR über das Gesandtschaftsgrundstück datiert vom 10. November 1932 und weist eine Fläche von 1149 m2 aus; beim Verkauf des Grundstückes im Jahre 1969 sollte diese Fläche mit 1202 m2 bemessen werden. Der Grund für diese Diskrepanz erscheint unklar178). Das Gebäude wurde von der Gesandtschaft am 1. März 1922 bezogen179) und diente als Amtsgebäude, Residenz des Gesandten und Wohnung für eine Reihe von Bediensteten180). Das Paßamt war täglich außer Sonntag von 9 bis 12 Uhr, die Konsularab- teilung von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Lediglich Invaliden- und Fürsorgeab- teilung der Gesandtschaft verblieben noch kurzfristig im Parterre des ehern, k.u.k. Botschaftskanzleigebäudes am Kronprinzenufer 14. Nachfolger Hartmanns war Dr.Richard Riedl181), der am 23. April 1921 mit dem Titel eines a.o. Gesandten und bev. Ministers ins Außenamt überstellt und zum Gesandten in Berlin ernannt wurde, wo er am 2. Juli 1921 die Leitung der Gesandtschaft übernimmt. Ab 1924 ist Riedl auch in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden mitakkreditiert. Am I . Juli 1925 wird er in den dauernden Ruhestand versetzt. Über Riedl berichtet uns sein damaliger Mitarbeiter Clemens Wildner182): 177) AdR, ebenda, f.9 178) AdR, ebenda, f.12 179) AdR, GesA Berlin K 50, Telefondepesche an Außenamt 1045 180) Einer Aufstellung von Mitte März 1938 zufolge diente damals das Gesandtschaftsgebäude als Wohnung für Gesandten Ing. Tauschitz, LR I.Klasse Rudolf Seemann, RR Leo Menzl, WAR Friedrich Mitura sowie weitere 5 männliche und 5 weibliche Bedienstete! Diese hatten für ihre Naturalwohnungen der Gesandtschaft Mietzins zu entrichten. 181) Nach Rechtsstudium an der Universität Wien trat Riedl in den Dienst der Handels- und Gewerbekammer ein. 1906 wurde er Zweiter, 1908 Erster Sekretär der Kammer und erhielt den Titel „Regierungsrat“ verliehen. Im gleichen Jahr trat er in das Handelsministerium ein, wo er 1910 Sektionschef und Leiter der handelspolitischen Sektion und der Schiffahrtsabteilung des Ministeriums wurde. Der 1. Weltkrieg sieht Riedl als Generalkommissär für die Kriegs- und Übergangswirtschaft. Vom 7.11. 1918 bis 15.3. 1919 ist Riedl Unterstaatsssekretär für Handel im Staatsamt für Gewerbe, Industrie und Handel und Staatsamt für Kriegs- und Übergangswirtschaft in der Regierung Renner I. Nach dem Ausscheiden aus der Regierung verbleibt er als Sektionschef in diesem Staatsamt. 182) * Reichenberg 25.12.1892, + Wien 20.2. 1965 (?); jüngerer Bruder des in Anm. 221 erwähnten. Nach Absolvierung der Konsularakademie am 17. 10. 1915 Eintritt ins Ministerium des Äußern. Zwischen 1915 und 1921 Verwendungen in Breslau, Konstantinopel, Hamburg und Dortmund. Von 19.3. 1921 bis 30. 10. 1922 an der Gesandtschaft in Warschau, danach vom 8.11. 1922 bis 24.12. 1923 am Konsulat Lemberg tätig. Vom 2.1. 1924 bis 27.4. 1925 Legationssekretär an der Gesandtschaft Berlin, danach vom 7.5. 1925 bis 16. 10. 1935 Konsul in Köln; Legationsrat in Budapest vom 1. 6. 1937 bis 13. 3. 316