Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste

Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus alten Parteigängern Maximilians in Ungarn auch für die Zukunft das Recht einräumte, neben König Wladislaw auch dem Habsburger dienst­bar zu sein115). Er behielt daher zusätzlich die Würde eines Wiener Administrators, wie ihn dann ein kaiserliches Schreiben vom 5. Juni 1492 bezeichnet und als welcher er am 8. Februar 1493 vom Papst bestä­tigt wurde116). Vitéz nahm am 6./7. Dezember 1493 an den Wiener Be­gräbnisfeierlichkeiten für Kaiser Friedrich III. teil und zelebrierte im Stephansdom das Frauenamt. Sein ehemaliger Gegenspieler Matthias Scheit ließ sich aus diesem Anlaß von Maximilian ausdrücklich beur­kunden, daß ihm kein Nachteil daraus erwachse, daß er bei diesen Feierlichkeiten auf ausdrücklichen königlichen Wunsch hin dem Wie­ner Administrator den Vorrang eingeräumt habe117). Bischof Johann soll sich auch in der Folge gerne in seiner Wiener Residenz aufgehalten haben und er (selbst ein bedeutender Humanist) unterhielt auch von Ungarn aus einen regen Briefwechsel mit dem berühmten Humanisten und Präsidenten der Wiener Gelehrtengesellschaft „Sodalitas literaria Danubiana“ Dr. Johannes Fuchsmagen118), der ebenfalls am Ungar­nunternehmen Maximilians I. und den Preßburger Verhandlungen be­teiligt gewesen war119). Vitéz war es dann auch, der 1497 zu einer end­gültigen Einigung mit Passau kam. Er machte Bischof Christoph von Passau das Zugeständnis, daß der Passauer Offizial wieder in Wien an seinem alten Sitz bei Maria am Gestade residieren dürfe und erhielt dafür einen Passauer Revers (15. Oktober 1497), durch den sicherge­stelltwurde, daß die Wiener bischöfliche Jurisdiktion durch diesen Offi­zial in keiner Weise verletzt würde120). Johann Vitéz starb als Bischof 115) Wiesflecker, Ungarnunternehmen 67. 116) Chmel, Regesta Friderici n. 8802: Präsentation des Martin Hosnestl auf eine durch Resignation des Wiener Kanonikers Johann Wüstenstainer frei gewordenen Pfründe. Zu letzterem vgl. Hermann Göhler, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapi­tel zum Hl. Stephan in seiner persönlichen Zusammensetzung in den ersten zwei Jahrhun­derten seines Bestandes 1365-1554 (Wien 1932) 388f. - Eubel, Hierarchia catholica II 268; Cittä dei Vaticano, Archivio Segreto Vaticano, Arch. Constit., Acta Camerari I, föl. 53 (hier findet sich eine Leerstelle bei der Angabe, durch wessen Tod Wien vakant gewor­den war). 117) Karl Grossmann (Hrsg.), Jakob Unrest: Österreichische Chronik (MGH Scrip­tores rerum Germanicarum Nova series 11, Weimar 1957) 223 f.; Hans Peter Zelfel, Ableben und Begräbnis Friedrichs III. {Dissertationen der Universität Wien 103, Wien 1974) lOOff.; Amon, Die Steiermark vor der Glaubensspaltung 167. 118) Zu Vitéz vgl. Schier, Bischöfe 28-32; Kopallik, Regesten 2 XII; Loidl-Krexner, Wiens Bischöfe 20f.; Höflechner, Gesandte 89 und 375. 119) Sebastian Ruf, Doctor Johannes Fuchsmagen, in: Zeitschrift des Ferdinandeums III. Folge 21 (1877) 93-118; Höflechner, Gesandte 44f. 120) Kopallik, Regesten 2 n. 2-4; Flieder, Stephansdom 231. 31

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