Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)
KRAMML, Peter Franz: Die Administration des Bistums Wien nach dem Tod König Matthias' Korvinus von Ungarn. Eine Korrektur der Wiener Bischofsliste
Das Wiener Bistum nach dem Tod König Matthias’ Corvinus der Eigenschaft als Wiener Administrator. Das kleine eigenständige Bistum war für ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht erstrebenswert, da er nach dem Tod des Gurker Bischofs Lorenz von Freiberg (1487) Ansprüche auf dieses reichste Salzburger Eigenbistum angemeldet hatte72). Erst nachdem hier der Kaiser - entgegen den Besetzungsvorstellungen des Salzburger Metropoliten - Anfang 1491 mit Raimund Peraudi seinen Kandidaten durchgesetzt hatte, bewarb sich der nicht zum Zug gekommene Scheit um Wien. Doch dieses Bistum war zu diesem Zeitpunkt - wie im Folgenden noch gezeigt werden wird - bereits einem ungarischen Parteigänger Maximilians versprochen, wobei der junge König allerdings seinen kaiserlichen Vater kurzerhand übergangen hatte, dem kraft päpstlicher Verleihung das Besetzungsrecht der von ihm gegründeten Bistümer zukam73). Daher bot sich für den Seckauer die Möglichkeit, durch Inaussichtstellung von finanziellen Leistungen wenigstens den sich stets in Geldnöten befindlichen Kaiser für sich und seine Wiener Pläne zu gewinnen. Seine diesbezügliche Agitation wird durch den Briefwechsel74) seines erfolgreicheren ungarischen Gegenspielers deutlich - Unterlagen, die wohl schon Georg Eder bekannt und Ursache seines diesbezüglichen Hinweises in der Wiener Universitätsgeschichte waren. Nach dem Scheitern in Wien verfocht Bischof Matthias sodann den ehrgeizigen Plan, Administrator des ungebildeten Salzburger Erzbischofs Friedrich, Graf von Schaunberg, zu werden. Über diese letztendlich auch erfolglosen Ambitionen unterrichten zeitgenössische Nachrichten aus der Mitte des letzten Dezenniums des 15. Jahrhunderts75). Scheit hatte mit dem Tod Kaiser Friedrichs III. endgültig seinen Zenit überschritten. Streitigkeiten mit Salzburg und seinem eigenen Domkapitel überschatteten seinen Lebensabend, so daß ihn König Maximilian zur Resignation bewog76). Die weitreichenden Zugeständnisse, die ihm damals gemacht wurden, ermöglichten Bischof Matthias aber nach dem Tod seines jungen Mitbischofs Christoph Zach erneut die Übernahme der Regierung Seckaus, so daß 72) Orig, im Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Sigmundiana XIV n. 953; vgl. Rramml, Bischof Matthias 385; zu Peraudi: Jakob Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk 1072-1822 (Aus Forschung und Kunst 5, Klagenfurt 1969) 261-271. 73) Vgl. Dopsch, Friedrichlll. 75. 74) Siehe unten Anm. 113. 75) Kramml, Bischof Matthias 388; ders., König Maximilians erster Versuch der Bestellung eines Koadjutors für Leonhard von Keutschach (1496) in Salzburg-Archiv 2(1986) 33-52 bes. 36f. 76) Alois Lang, Der Prozeß des Seckauer Bischof Matthias Scheit mit seinem Domkapitel (1497-1512), in: Aus Archiv und Chronik. Blätter für Seckauer Diözesangeschichte 3(1950) 10-18, 36-44, 76-87, 104-117 und 145-159; Kramml, Bischof Matthias 388ff. und ders., Dr. Christoph Zach. 23