Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats schleunigen. Nachdem der Gesandte am 29. Dezember 1731 in Kon­stantinopel angelangt war, hatte der Großwesir cOsmän Efendi zu sich kommen lassen und ihm mitgeteilt, daß er die Minister so bald wie möglich in der Angelegenheit einberufen werde. Den genauen Tag werde er noch erfahren, denn er solle sich dann bei der Pforte einfin­den, um der Versammlung die Wahrheit zu berichten. Der Gesandte war bereits am Tag seiner Ankunft zum Großwesir geru­fen und gefragt worden, wie man ihn in Wien behandelt habe. Er wußte sich nur lobend zu äußern. Nach dem Verhalten cÖmer Agas gefragt, hatte er jedoch nur Nachteiliges vorgebracht, um so mehr, da sich die beiden, wie bereits erwähnt, in Komorn im Zorn voneinander getrennt hatten. Als die Minister versammelt waren, zeigte der Großwesir ihnen zu­nächst seinen maßlosen Zorn auf cÖmer Aga. Dann ließ er cOsmän Efendi kommen und fragte ihn, ob der Schahbender die türkischen Kaufleute tatsächlich so unerhört roh traktiert habe, um Geld aus ihnen herauszupressen. cOsmän Efendi konnte dies, da er die ersten Jahre miterlebt hatte, bestätigen und berichtete dann über die weiteren Ver­fehlungen des Schahbenders nachdem er sich von ihm getrennt hatte. Zum Schluß lenkte er die Erörterung noch auf die restlichen zwischen uns abgesprochenen Punkte. Nachdem cOsmän Efendi abgetreten war, hatte die Ratsversammlung, per Referátum an den Sultan, den Beschluß gefaßt, cÖmer Aga abzube­rufen, zu bestrafen und keinen Nachfolger für ihn zu ernennen. Kurz nachdem der Sultan sein Plazet gegeben hatte, ergab sich, daß der kaiserliche Erste Dolmetscher Mommarz am 23. Januar 1732 aus ande­ren Gründen beim Retis Efendi war und von ihm überraschend und ohne zu wissen, warum, zum Großwesir geführt wurde. Dieser trug ihm auf, dem Residenten von Talman den Beschluß des Sultans mitzuteilen, cÖmer Aga wegen der an seinen Untertanen verübten zahlreichen un­rechtmäßigen Handlungen abzuberufen. Da der Sultan ihn gebührend bestrafen wolle, müsse er zur Grenze gebracht werden, ohne zu ahnen, was ihn erwarte. Sicherheitshalber wolle er, der Großwesir, sein diesbe­zügliches Schreiben an den Prinzen Eugen durch den kaiserlichen Re­sidenten nach Wien befördern lassen, weshalb er es ihm, Mommarz, nun übergebe. Es solle unverzüglich und ganz geheim überbracht wer­den. Er bitte den Prinzen darin, besagten Aga unter Wahrung aller Freundlichkeit und aller Förmlichkeiten zu entlassen, damit er nicht merke, daß er bei der Pforte in Ungnade gefallen sei. Er schlage dem kaiserlichen Hof vor, dem Schahbender zu erklären, die Pforte habe seiner mehrfachen Ritte um Abberufung stattgegeben; so stehe es auch 179

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