Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

WURM, Heidrun: Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulates in Wien (1726–1732). Eine Relation Heinrich von Penklers aus dem Jahre 1761

Entstehung und Aufhebung des osmanischen Generalkonsulats entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheit, hinsichtlich der Bestellung von Konsuln erstmals das Recht der Gegenseitigkeit für sich bean­sprucht. Die sich damit andeutende beginnende Abkehr der Osmanen von der muslimischen Tradition des zwischenstaatlichen Verkehrs, der die Ein­richtung der ständigen auswärtigen Vertretung fremd ist* 4), ist in der Fachliteratur bisher so wenig beachtet worden, daß offenbar noch vor nicht allzu langer Zeit angenommen wurde, der Artikel Sechs sei Papier geblieben5). Allerdings sind auch den bekannten Werken der Historiker Johann Wilhelm Zinkeisen, Eudoxiu de Hurmuzaki und Nicolae Iorga teils mehr, teils weniger deutliche Hinweise auf dessen unmittelbare Folgen für die österreichisch-osmanischen Beziehungen zu entneh­men. Während Zinkeisen lediglich von Hammer abschrieb, und zwar, ohne ihn zu nennen, beschränkte sich Hurmuzaki nur auf die ver­gleichsweise fragmentarischen Ergebnisse seiner eigenen Quellenfor­schungen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, wo schon Hammer sein Ma­terial gefunden hatte. In neuerer Zeit bemühte sich der bekannte türki­sche Historiker Ismail Hakki Uzungar§ili, Hammers Angaben zu ergän­zen; dennoch vermittelt dessen Darstellung, so anspruchslos und un­vollständig auch sie ist, nach wie vor den besten Zugang zu dem Ge­schehen6). Ziehungen Österreich-Ungarns zu den Balkanländern (Wien 1892) 4-7, 137-142 (deut­sche Übersetzung) sowie Recueil des traités de la Porte Ottomane avec les puissances étrangéres 9, hrsg. von Ignace de Testa (Paris 1898) 29-38. Den Wortlaut des Artikels 6 s. weiter unten. 4) Zu den islamischen Grundlagen der osmanischen Außenbeziehungen s. Ignace Mouradgea d’Ohsson Tableau generál de l’Empire Olhoman 1 (Paris 1788) 35—45; 2 (1788) 147; 4 (1791) 212 f; 5 (1824) 44-48; Hilmar Krüger Fetwa und Siyar. Zur interna­tionalrechtlichen Gutachtenpraxis der osmanischen §eyh ül-Isläm vom 17. bis 19. Jahr­hundert unter besonderer Berücksichtigung des „Behcet ül-Fetävä“ (Wiesbaden 1978) 31- 36; vgl. a. Kuran Osmanh ikamet elqilikleri 10. 5) Buonocore Consoli 258,268f, unter Berufung auf die Angaben bei Bertold Spuler Art. Consul in EI2 2 (1965) 61 f. Ein Hinweis auf den Art. Sechs und das Wiener Konsulat fehlt auch bei Gökbilgin Art. Konsolos in IA 6 839f. 6) Johann Wilhelm Zinkeisen Geschichte des osmanischen Reiches in Europa 5 (Go­tha 1857) 572, 670; Eudoxiu de Hurmuzaki Fragmente zur Geschichte der Rumänen 4 (Bukarest 1885) 211, 233-4, 262 (nach Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (zit. HHStA) Staatenabteilung Türkei I Karton 184-189 (1719-1721); Nicolae lorga Ge­schichte des osmanischen Reiches 4 (Gotha 1911) 390, unter Hinweis auf Hurmuzaki Fragmente 4, Zinkeisen Geschichte 5 sowie Documente privitöre la istoria Romänilor Suplement 1, 1. 1518-1780. Documente culese din Archivele Ministeriuli Afacerilor Straine din Paris de A.I. Odobescu, hrsg. von Eudoxiu de Hurmuzaki (Bucuresci 1886) 456f Nr. DCLXXI (Bericht des französischen Botschafters Andrezel aus Konstantinopel vom 13. Oktober 1726); Ismail Hakki Uzun$ar§ili Osmanli tarihi\,\ (Ankara 1956) 151, 170, 170f Anm. 2-3, als Quelle wird lediglich Ba§bakanlik Ar§ivi Istanbul (zit. BBA) Mühimme defteri 133 38 sowie 347 (Hüküm von eväsit-i Safer 1139h. (6./16. Oktober 153

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