Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

PICHORNER, Franz: Patente und Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande (1715–1726)

Instruktionen für die Statthalter der Österreichischen Niederlande sehen Herrscher und Regenten diente schließlich der Koordination von Interessen des Herrschers mit denen des Regenten und des betreffen­den Landes. Am 17. Mai berichtete Rialp der Geheimen Konferenz, daß der Kaiser die Instruktionen für Prinz Eugen und Prié gebilligt hatte33). Am 24. Juni schließlich übermittelte Rialp dem Erzbischof von Valencia, Präses des Spanischen Rates, die Dekrete Karls VI., mit denen Prinz Eugen zum Gouverneur und Generalkapitän der Niederlande und Mar­chese di Prié zum bevollmächtigten Minister und Stellvertreter des Prinzen ernannt wurde53 54 55). Am 25. Juni 1716 wurde der Prinz feierlich zum Generalgouverneur der Südlichen Niederlande ernannt. Wenige Tage danach reiste er nach Futak ab, um einen weiteren Feldzug gegen die Türken zu eröffnen. Auch die Abreise Priés war für Ende Juni vorge­sehen, es dauerte aber noch bis zum 9. September bis er Wien verließ, um vorerst im Haag die Verhandlungen mit den Generalstaaten wegen einer Änderung der Bestimmungen aus dem Barrierevertrag zu führen. Der Kaiser teilte Graf Königsegg, bis dahin mit der Verwaltung der Nie­derlande betraut, am 10. Juni 1716 mit, daß er Prié beauftragt hatte, bei den Generalstaaten eine Linderung des „unseren niederländischen stän­den allzu schwähr vorkommenden artikel 17 ersagten Barriere-Traktats nebst des articulo separato“ zu erreichen35). Die unzähligen Depeschen, die Prié von Prinz Eugen im Lauf seiner Regierungstätigkeit in Brüssel erhielt, können als fortwährende In­struktionen und Regierungsanleitungen angesehen werden56). Ein gutes Beispiel dafür ist die Depesche vom 18. Oktober 1719, die die Einwurzelung der österreichischen Herrschaft in den Südlichen Nie­derlanden forderte. Nach der blutigen Niederschlagung der Unruhen von 1717 bis 1719, die in Antwerpen und Brüssel ihren Anfang genom­men hatten und nach der strengen Bestrafung der Anstifter dieser Re­bellion, trug Prinz Eugen seinem Stellvertreter auf, nun die öffentliche Ruhe wiederherzustellen. Mit „douceur et clémence“ sollte Prié trachten, die Liebe des Volkes zu gewinnen. Er sollte den Handel beleben, die Städte von überflüssigem Militär befreien und zwischen Einwohnern und Miliz ein harmonisches Verhältnis herstellen. Durch diese und ähnliche Maßnahmen könnte die Herrschaft des Kaisers den Niederlän­dern in einem günstigen Licht erscheinen - diese Aufgabe wäre die erste Pflicht der Brüsseler Regierung57). 53) Vgl. HHStA, StK Vorträge K 21, fol.6r-7v. 54) Vgl. HHStA, Italien Spanischer Rat, Korrespondenz, Rarton 13, unfoliiert. 55) Vgl. HHStA, Staatenabteilung Frankreich, Varia 10, unfoliiert. 56) Vgl. HHStA, Belgien DD A Depeschen, Fasz. 1-7 (1716-1724). 57) Vgl. Arneth, Prinz Eugen 3 (wie Anm. 23) 117 und 533. 141

Next

/
Thumbnails
Contents