Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 42. (1992)

LIETZMANN, Hilda: Quellen zur ungarischen Krönung Rudolfs II. im Jahre 1572

Hilda Lietzmann hinaus für die statt zu dem thor158), so dem closter kirchen am negsten ligt, geritten. Allda abermalen ain piihn mit rottem tuech bedeckht ge­wesen, auf welcher der gekhröndte Khönig mit den erzbischoven, etli­chen prelaten unnd herrn des Khönigreichs ganngen unnd alda den Stennden mit erhebten zwaien fingern das jurament, so der Erzbischof fürgelesen unnd I. R. W. von wortt zu wortt nach gesprochen, gethan. [fol. 53 v] Unnder solcher zeit angezogner juraments laistung hat umb unnd bey der pühn alles versamblets volckh zu roß unnd fueß gehallten, auch die fußknecht aus den vier österreichischen fendiin rings umb die pühn gestannden unnd man das geschüz wie vor zum anndern mal an allen orthen abgeen lassen. Von dannen ist der Khönig zu aim perg bey der Thuenaw gelegen, der innsonnderhait darzue gemacht gewesen159), geritten, auf demselben mit ausgezognem Sannt Steffans schwerdt gesprengt, sich zway oder dreymal mit dem roß umbkhert unnd mit dem schwerdt in den lufft da vier örtter der weldt geschlagen, damit anzuzaigen, das Khönigreich von allen orthen zu beschüzen unnd zu verthädigen. Umb welchen perg gleichsfalls die fueßkhnecht wie bey der phün aufgewarttet, darzue man zum dritten mal das geschüz abgeen lassen. Alls solches auch verricht gewest, ist der Khönig sambt den fürsten, bischoven, prelaten unnd lanndtleüthen zu seinem khönigclichen pala­tio oder herberg in die statt, unnd allwegen die vier, so das gelt ausge- worffen, hinnach gritten, dahin die fueßkhnecht I. K. W. belaittet. Unnd ist im palatio die malzeit auffs cosstlichist unnd stattlichist so möglich, desgleichen bey der tafl des [fol. 54r] Khönigs session mit guldem stuekh unnd ainem himel stattlich geziert, die zimer mit schönen tape- cezayen behenckht unnd ain credenz von silbergeschmeidt unnd trinckhgeschürren aufgestellt gewesen. Unnd alls I. K. W. zu tisch sizen wellen, ist von ime die cron genommen unnd auf das egckh des tischs gestellt, der scepter unnd apffl aber bey seyts in des Khönigs chamer getragen unnd verwhardt worden. Sannt Stephans manntl hat I. K.W. anbehallten unnd sich darinnen mit den anwesenden fürsten personen unnd dem Herrn Erzbischoff zu Gran zu tisch gesezt. Bey dem tisch haben die ämbter alls fürschneider, mundtschenkh, sta- blmaister, truchseß unnd dergleichen die Hungern bedient. Alls nemb- lich: das hanndtwasser hat dem gecröndten Khönig geraicht der Herr Warday, das serviet zum handt truckhnen Herr Balthasar Bathian, des Khönigs fürschneider ist gewesen Herr Johann Balassy, das mundt­158) Das Michaelertor an der Nordseite der Stadtmauer. 159) Der spätere Kronhügelplatz bei der Schifflände erinnerte noch an den künstlich angelegten Hügel. 98

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