Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

HILLBRAND, Erich: † Walter Wagner 1923–1989

Nachrufe für österreichische Geschichtsforschung eingetreten, den er im Jahre 1953 durch Ablegung der Staatsprüfung - ebenfalls mit ausgezeichne­tem Erfolg — abschloß3). Auch damals jedoch konnte, was heute vielfach vergessen wird, ein Historiker nach Absolvierung seiner Studien nicht sofort auf eine Lebensstellung hoffen, nicht einmal jene, die sich zu­sätzlich zu den normalen Universitätsstudien der strengen und für den wissenschaftlichen Dienst des Historikers einzig qualifizierenden Aus­bildung am „Institut“ unterzogen und zudem durch Kriegsdienst und Gefangenschaft Zeit verloren hatten. So verbrachte Wagner die näch­sten Jahre als Stipendiat am Österreichischen Kulturinstitut in Rom, wo er im Vatikanischen Archiv für die Edition der Nuntiaturberichte arbei­tete, bis man den inzwischen 33-jährigen mit Wirkung vom 1. Jänner 1956 als vorerst provisorischen Staatsarchivar 2. Klasse zur Dienstlei­stung in das Kriegsarchiv berief, wo er am 1. Juli 1960 zum Staatsarchi­var 1.Klasse, am l.Juli 1969 zum Oberstaatsarchivar (nach Änderung der Amtstitel mit 1. Juli 1970 Oberrat) und schließlich am 1. Jänner 1984 zum Hofrat vorrückte. Vom 1. Jänner 1966 an fungierte Wagner als pro­visorischer, ab 1. Jänner 1967 als definitiv ernannter Stellvertreter von Direktor Hofrat Dr. Otto F. Winter, nach dessen Pensionierung vom 31. August 1983 bis 31. Dezember 1988 als Direktor des Kriegsarchivs. Am 11. Juni des Folgejahres erlag er im Krankenhaus der Elisabethinen im dritten Wiener Bezirk einem Krebsleiden. Walter Wagner war in der langen Geschichte dieses Archivs der dritte Direktor, der nicht aus dem aktiven Militärstand in den Archivdienst übergewechselt war und der erste, der seine gesamte Amtszeit in die­sem zurücklegte. Er fühlte sich dieser Institution, die erst 1945 der seit 1938 bestehenden Dachorganisation für die übrigen staatlichen Archive unterstellt wurde, zutiefst verbunden. Sie war ihm berufliche wie wis­senschaftliche Heimstatt. Ab 1. Jänner 1957 betreute er dort die Be­stände der Marine (Abt. III/M), unterzog diese einer völligen Neuauf- stellung und veröffentlichte 1961 eine grundlegende Untersuchung der obersten Behörden dieser Waffengattung4). Obwohl der Marine bis zu­letzt seine besondere Vorliebe galt, der die Autoren der oben genannten Festschrift durch die Themenwahl Rechnung trugen, verlagerte sich später, nach der am l.Juli 1962 erfolgten Übernahme der Verantwor­tung für die Akten der Zentralbehörden (Abt. III) das Schwergewicht seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. 1966 bzw. 1971 legte er die zwei Bände umfassende Geschichte des k. k. Kriegsministeriums von dessen 3) Vgl. seine Prüfungsarbeit: Edition der Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs nach dem Prager Frieden vom 23. August 1866, Wien 1953. 4) Die obersten Behörden der k. u. k. Kriegsmarine 1856-1918, (= MÖStA/Ergän- zungsband 6), Wien 1961. 448

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