Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

NECK, Rudolf: † Hans Wagner 1921–1990

Nachrufe rung die Arbeiten am burgenländischen Urkundenbuch, was mit einem Arbeitsplatz am Institut für Geschichtsforschung verbunden war. Nach entsagungsvollen, emsigen Anstrengungen konnte er 1955 den ersten Band herausgeben. Damals haben wir beide gemeinsam und ohne Er­folg versucht, die Schrecknisse der ungarischen Grammatik zu mei­stern und es war mir ein schwacher Trost, daß der kluge und fleißige Freund ebenso scheiterte wie ich. Seit November 1953 war Hans Wagner am Haus-, Hof- und Statasarchiv Staatsarchivar 2. Klasse und das festigte unser Freundschaftsband noch mehr, soweit dies überhaupt möglich war. Sein Referat waren die Hofar­chive, die er in ziemlich vernachlässigtem Zustand übernommen hatte und die er mit zähem Fleiß ordnete und der historischen Forschung voll erschloß. Der kulturhistorische Charakter großer Teile dieses Be­standes entsprach durchaus den breitgefacherten Interessen Wagners und gab ihm frühzeitig Stoff für seine zahlreichen kleineren Studien, wovon auch diese Zeitschrift profitierte. Damals wurde auch der Grund gelegt für manche seiner späteren umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten. So resultierte daraus auch seine Beschäftigung mit dem Pro­blemkreis des Westfälischen Friedens und die Studien aufgrund der Tagebücher des Grafen Karl von Zinzendorf. In zunehmendem Maße hat er sich in seinen Wiener Jahren mit der Aufklärung in Österreich, dem Josephinismus, dem Freimaurertum und den französischen Kul­tureinflüssen auf die Monarchie beschäftigt. 1956 war er pragmatisiert und 1960 zum Staatsarchivar 1. Klasse befördert worden. Im Mai 1961 habilitierte sich Hans Wagner auf ausdrücklichen Wunsch von Alphons Lhotsky an der philosophischen Fakultät in Wien für das Fach österrei­chische Geschichte. Mit diesem seinem Lehrer, der, wie er, starke kul­turhistorische Interessen hatte, verband ihn ein sehr enges Verhältnis; später gab er gemeinsam mit Heinrich Koller in fünf Bänden Lhotskys Aufsätze und Vorträge heraus. Auch nach seiner Habilitation und neben seiner Vorlesungstätigkeit an der Wiener Universität hat Wagner unver­mindert seine Pflichten am Archiv wahrgenommen und weitere Archiv­behelfe angefertigt. Er hat auch viele wissenschaftliche Anfragen bear­beitet, Ausstellungen mit Katalogen betreut, und neben seiner schon damals regen Vortragstätigkeit zahlreichen Forschern bei ihren Studien geholfen. Viele der damaligen Archivbenützer gedenken auch heute noch dankbar seiner wertvollen Hilfeleistungen. Seine Berufung auf einen Lehrstuhl der Universität Salzburg im Früh­jahr 1966 bedeutete daher für das Haus-, Hof- und Staatsarchiv einen empfindlichen Verlust, umso mehr als auch kurz vorher Erika Weinzierl ausgeschieden war. Ein bisher festgefügter Kreis von Kollegen begann abzubröckeln, wenn auch beide als Hochschullehrer noch oft im Hause zu Gast waren. Mich persönlich hat mit beiden seit den Jahren am 444

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