Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)

NECK, Rudolf: † Hans Wagner 1921–1990

Nachrufe Haus-, Hof- und Staatsarchiv gewesen. Er wurde am 22. November 1921 in Graz als Sohn eines renommierten und viel beschäftigten Zahnarztes geboren. Ein Bruder seiner Mutter war der bekannte steirische Archi­var Fritz Popelka. Schon im Rindesalter verlor er Vater und Mutter, was unter anderem zur Folge hatte, daß er und seine um ein Jahr ältere Schwester sich eng zusammenschlossen. Die Vormundschaft über die beiden Rinder übernahm ein Bruder seines Vaters, ein bekannter Salz­burger Bauunternehmer, den Hans Wagner sein Leben lang sehr ver­ehrte. Sein Bild konnte man in seinem Arbeitszimmer im Archiv sehen. Die Mittelschule besuchte Hans Wagner jedoch 1931-1939 in Graz, bis zum Anschluß das Realgymnasium des Marieninstitutes, zuletzt die staatliche Oberschule. Er hat immer dankbar der weltoffenen Erzie­hung in dem geistlichen Institut gedacht, in dem offenbar größere Tole­ranz herrschte als in den staatlichen Mittelschulen des Ständestaates. Im März 1939 bestand er die Matura mit Auszeichnung. Sein Vormund hätte ihn gerne ein technisches Studium absolvieren lassen, damit der Neffe einst die Firma übernehme, hat sich dann jedoch damit abgefun­den, daß bei seinem Mündel der Zug zu den Geisteswissenschaften stärker war. So hat Hans Wagner nach dem Arbeitsdienst im Herbst 1939 zunächst an der philosophischen Fakultät der Universität München inskribiert und Vorlesungen und Übungen in Germanistik, Anglistik und Ge­schichte besucht. Im Herbst 1940 wechselte er an die Wiener Universi­tät schon mit dem Ziel, Geschichte als Hauptfach zu wählen und Mit­glied des Instituts für Geschichtsforschung zu werden. Bereits im Mai 1941 mußte er zur Wehrmacht einrücken, erlitt in dem fürchterlichen Rriegswinter 1941/42 schwere Erfrierungen und war dann nicht mehr fronttauglich. Er wurde hierauf in Berlin zum Feuerwerker ausgebildet und hat als solcher, sozusagen als einfacher Soldat, den 20. Juli 1944 erlebt. Er gehörte jener Einheit an, die vergeblich auszog, Josef Goeb­bels festzunehmen. 1945 geriet er in amerikanische Rriegsgefangen- schaft. Nach seiner Entlassung absolvierte er 1946 das Sommersemester in Graz und seit dem Herbst desselben Jahres den 44. Rurs des Institutes für Geschichtsforschung als Schüler von Leo Santifaller und Alphons Lhotsky. Seit damals datiert unsere enge Freundschaft. Im Juli 1948 schloß er den Institutskurs mit Auszeichnung ab (schriftliche Arbeit über das Traditionsbuch des Augustiner Chorherrnstifts Neustift bei Brixen). Ein Jahr später, im Juli 1949 promovierte er in Wien zum Dr.phil. mit einer Dissertation über das Salzburger Domkapitel. Nachdem seine Hoffnung auf eine Anstellung am Salzburger Landesar­chiv trotz fester positiver Zusagen nicht in Erfüllung gegangen war, übernahm er 1949 als Stipendiat der burgenländischen Landesregie­443

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