Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)
BROUCEK, Peter: Ungedruckte Prüfungsarbeiten aus Österreich zur österreichischen Militärgeschichte bis 1988
Rezensionen Peter F. Sugar (Washington University) eine kritische Zusammenfassung der vier vorangehenden Türken-Referate vornimmt (S. 41-50). Die zweite Thematik: Ungarn in der Habsburgermonarchie, eröffnet das Referat von Horst Haselsteiner (Universität Wien) über „Aufgeklärter Absolutismus und ständische Politik in Ungarn zur Zeit Joseph II.“ (S. 51-58). Es geht hier um eine Untersuchung des Spannungsverhältnisses Stände - zentrale Regierung, das nicht zuletzt am Beispiel des Widerstands der Komitate nachgewiesen wird. George Barany (Denver University) widmet einige Überlegungen der Wechselwirkung zwischen Wien und Ofen/Pest im Jahre 1848 (S. 59-84), wobei besonders die Rolle jüdischer Intellektueller in der Revolution hervorgehoben wird. Während László Péter (School of Slavonic and East European Studies, London) den Ausgleich von 1867 (S. 85-164) und die daraus resultierende rechtspolitische Situation bzw. das „neue“ Verhältnis Ungarns zum „Gesamtstaat“ und zu Zisleithanien analysiert (es ist dies der bei weitem umfangreichste Beitrag), befaßt sich Péter Hanák (Budapest) mit dem besonderen Verhältnis Ungarns zur Monarchie (S. 165-180) und zwar auf der politischen, ökonomischen und kulturellen Ebene; um 1900 sei gerade in Ungarn eine Verschmelzung von volkstümlichen und nationalen Elementen in der Kultur festzustellen. László Deme (University of South Florida) betont die Wichtigkeit des romantischnationalistischen Denkens bei der politischen Elite Ungarns im 19. Jahrhundert (S. 181— 190), während Scott M. Eddie (University of Toronto) den wirtschaftlichen Beitrag Ungarns für die Gesamtmonarchie nach dem Ausgleich eher negativ einschätzt (S. 191— 208). Die letzten sechs Referate kreisen um die Thematik „Ungarn und das Dritte Reich“. Gyula Juhász (Budapest) beleuchtet einige Aspekte der deutsch-ungarischen Beziehungen während des Zweiten Weltkrieges (S. 209-220) und geht auf die Besetzung Ungarns durch die deutschen Truppen im März 1944 ein. Peter Gosztonyi (Osteuropa-Bibliothek, Bern) analysiert die Struktur des ungarischen Militärs, insbesondere seiner Führungsschicht (S. 221-260). György Ránki geht der Frage nach, ob Ungarn als der letzte Verbündete des Dritten Reiches oder als „Unwilling Satellite“ anzusehen wäre. Obwohl Ungarn der erste jener Verbündeten war, welcher um einen Waffenstillstand ansuchte (September 1943), wurde ihm die Verwirklichung dieses Ansuchens erst im Jänner 1945 gewährt (S. 261-288). Rudolf L.Tökes (University of Connecticut) meintim Anschluß an die durch Ránki aufgeworfene Frage, daß die kleinen Länder Mitteleuropas schon aufgrund ihrer geographischen Lage bzw. Abhängigkeit stets zu natürlichen Verbündeten entweder einer westlichen oder östlichen politisch-militärischen Macht würden (S. 289-294). Schließlich wirft Thomas Sakmyster (University of Cincinnati) einen Blick auf den Deutschland- und Nazi-Freund Döme Sztójay (S. 295-306), während Stephen D. Kertész (University of Notre Dame) in einem kurzen Resümée sowohl die vorangegangenen Ausführungen rekapituliert als auch die Entwicklung der ungarischen Außenpolitik während der vierziger Jahre auf wichtige Weichenstellungen der zwanziger und dreißiger Jahre zurückführt. Insgesamt ist der vorliegende Band, trotz der umfassenden Bandbreite der behandelten Themen, eine willkommene Einführung in die Haupttendenzen und Fragestellungen der heutigen ungarischen Historiographie und bietet darüber hinaus dem interessierten Leser, neben einer Fülle von Anregungen, die Möglichkeit, sich über die historische Quellenlage und die wichtigste neue Literatur fachkundig informieren zu lassen. Moritz Csáky (Graz) 427