Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 41. (1990)
KUPRIAN, Hermann J. W.: „ …damit auch die Begabteren in Hinkunft dem Archivdienste treu bleiben…“. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Archivwesens 1892–1923
Hermann Kuprian er die Gelegenheit erhielt, in dem erst seit kurzer Zeit auf Anweisung Papst Leos XIII. für die internationale und interkonfessionelle Forschung geöffneten Vatikanischen Archiv20) für die Herausgabe der Nuntiaturberichte von 1560 - 1572 zu arbeiten21). Seine guten Referenzen ermöglichten Mayr sodann eine Stelle als Praktikant für den Archiv- und Bibliotheksdienst in der Bibliothek des k.u.k. Finanzministeriums in Wien, ehe er Ende 1892 das vielversprechende Angebot erhielt, in das von David von Schönherr22) in 25jähriger Arbeit aufgebaute und von ihm geleitete Innsbrucker Statthaltereiarchiv zu übersiedeln, um die Nachfolge des nach Wien berufenen Oswald Redlich anzutreten23). Als Schüler Sickels erfaßte Mayr sehr rasch die Probleme, die sich aus der notwendigen Umstrukturierung des österreichischen Archivwesens im allgemeinen und des Innsbrucker Archivs im speziellen ergaben. Zunächst betrachtete es der seit 1895 mit der Venia docendi ausgestattete24) und seit 1897 zum Nachfolger Schönherrs avancierte Direktor Rudolf Geschichte des österreichischen Historischen Instituts in Rom von 1881 - 1938 in Römische Historische Mitteilungen 23(1981) 1-137; Alfred A. Strnad Marginalien zu den Bemühungen Ludwig Pastors um die Leitung des österreichischen Historischen Instituts in Rom in Innsbrucker Historische Studien 9(1986) 125-142; daneben Sickels eigene „Römische Erinnerungen. Nebst ergänzenden Briefen und Aktenstücken“, hrsg. von Leo Santi- faller, Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 3, Wien 1947. 20) Zur Öffnung des Vatikanischen Archivs für die internationale Forschung ausführlicher Walter Gold inger Österreich und die Eröffnung des Vatikanischen Archivs in Archi- valische Zeitschrift 47(1951) 23-52; Slapnicka Mayr 122. 21) Richter Mayr 122. 22) Zu David von Schönherr (1822-1897) siehe Oswald Redlich David von Schönherr. Ein Lebensbild in Zeitschrift des Ferdinandeums 42(1898) 3 ff.; Otto Stolz Geschichte und Bestände des staatlichen Archives (jetzt Landesregierungs-Archives) zu Innsbruck, Inventare österreichischer staatlicher Archive 6, Wien 1938, 60f.; Hans Kramer Geschichtsforscher aus Innsbrucker Archiven in MIÖG 71(1963) 478-491; Eva Wallnöfer David Schönherr (1822-1897). Statthaltereiarchivdirektor und Landesschützenmeister. Eine Biographie, phil.Diss. Innsbruck 1990. 23) AVA, Min.f.C.u.U. 5 Innsbruck phil., ZI. 2.687/95, Curriculum vitae vom 20. Dezember 1894. Zu Oswald Redlich (1858-1944) siehe Alexander Novotny Oswald Redlich in 1000 Jahre Österreich Band 3, Wien/München 1974, 91-98; Rudolf Neck Oswald Redlich und das österreichische Archivwesen in MÖStA 28(1975) 378-389; Leo Santifaller Oswald Redlich in MIÖG 56(1948) 1—258; Stolz Geschichte und Bestände 61 f.; Oberko- fler Fächer 78ff. und passim. 24) Grundlage für die Habilitationsschrift mit dem Titel „Wolfgang Lazius als Geschichtsschreiber Österreichs. Ein Beitrag zur Historiographie des 16. Jahrunderts“ (Innsbruck 1894) bildete die Hausarbeit, die Mayr für den Abschluß des Institutskurses in Wien anfertigen mußte. Sie wurde von Josef Hirn begutachtet und für „sehr positiv“ befunden. Ihr wissenschaftlicher Wert liegt auch heute noch in der „Klarlegung der Werke, der Arbeitsmethode und der Quellen des Wolfgang Lazius“ für die österreichische Quellenkunde. Vgl. Oberkofler Fächer 101. 198