Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 40. (1987)

JÄGER-SUNSTENAU, Hanns: Wappenbüros in Österreich

Wappenbüros in Österreich 335 Maler und hatte als solcher am 9. April 1888 in seiner Heimatstadt Dresden Mathilde Blume geheiratet. Das Institut übersiedelte 1896 in das neue Atelier im 3. Gemeindebezirk, Am Heumarkt 9. Auch Emst Krahl verschmähte es wie seine Vorgänger nicht, gelegentlich einem Nichtadeligen ein Wappen mit gekröntem Turnierhelm zu zeichnen, so zum Beispiel dem Ehepaar Swoboda (Taf. 4), wo als Wappen der Gattin jenes des Fürstenhauses Farnese-Parma erscheint. Mit seinem Sohn Emst Karl (1896-1957) hat die Heraldikerfamilie Krahl in der dritten Generation ihr Ende gefunden81). Ernst Karl Krahl konnte seine Kunst in erster Linie mit den behördlicherseits akzeptierten und im Bundesgesetz­blatt abgebildeten Staatswappen Österreichs 1934 und 1945 dokumentieren. Während der ersten drei Jahre seit 1948 war er für die Führung der bei der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler“ bis 1978 eingerichteten „Österreichischen Wappenrolle“ verantwortlich82). Im Krahlschen Institut hatten sich bedeutende heraldische Bestände angesammelt. Die beeindruk- kende Reihe von originalen Diplomen, Stammbüchern usw. mußte bald nach dem Ersten Weltkrieg veräußert werden und wurde somit in alle Winde zerstreut. Das österreichische Staatsarchiv konnte aber einen großen Teil der heraldischen Fachbibliothek, handschriftliche Codices mit Ahnentafeln und zwei umfangreiche Karteien zur Adels- und Wappengeschichte von Frau Irma Krahl, Emst Karls Witwe, käuflich erwerben. Die Dynastie Wappenstein: Ascher Wappenstein wurde 1780 in Krakau geboren. Zu dem Zeitpunkt, als den Juden aufgrund kaiserlicher Anordnung die Annahme regelrechter Familiennamen verordnet wurde, war er noch ein Kind. Daher ist anzunehmen, daß schon sein Vater, ebenso wie Aschers Söhne und Enkel, als Graveur gearbeitet und im Zusammenhang damit den auf diesen Beruf deutenden Namen Wappenstein gewählt hat. Ascher war 1814 in Wien als „Künstler im Steinschneiden und andere Metalle gravieren“ registriert83). Dem steht die Behauptung seines Enkels Max entgegen, das Wiener Graveur- und Wappenmalerunternehmen wäre schon 1809 gegründet worden. Es han­delt sich hier um eine auffällige Parallele zum Institut Stein, in dessen Überlie­ferung ebenfalls das Gründungsjahr fälschlicherweise auf 1809 vorverlegt wurde. Wegen der Namensähnlichkeit sind die beiden Institute wiederholt verwechselt bzw. in einen Topf geworfen worden84). Ascher war als modellierender Kleinplastiker ein hervorragender Meister sei­nes Faches85). 1818 hatte er Schwierigkeiten, seine Aufenthaltserlaubnis in Wien verlängern zu lassen. Daraufhin suchte er nicht nur beim Magistrat um 81) Berichte und Mitteilungen in Adler. Zeitschrift 4 (1956-1958) 192; H. Schuster 50 Jahre Rot-Weiß-Rot - Heraldikerfamilie Krahl in Mitteilungen ehemaliger Melker Studenten H. 117 (Melk 1969) 9—11. 82) Österreichische Wappenrolle in Adler. Zeitschrift 1 (1949) 137. 83) WStLA Jüdische Familienlisten W 3. 84) Mitis Institut Emst Krahl 3501 8ä) Thieme-Becker Lexikon 35 (1942) 156.

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