Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 40. (1987)

RILL, Gerhard: Quecksilber aus Idria. Zur Wertung des Höchstetter-Vertrages von 1525 im Rahmen der österreichischen Finanzen

QUECKSILBER AUS ID RIA ZUR WERTUNG DES HÖCHSTETTER-VERTRAGES VON 1525 IM RAHMEN DER ÖSTERREICHISCHEN FINANZEN Von Gerhard Rill Der Schuldenberg, den Kaiser Maximilian I. seinen Enkeln und Nachfolgern hinterließ, der ernüchternde Einsatz für eine „Weltmacht auf Borg“1), sticht in zweifacher Hinsicht von den roten Zahlen vergleichbarer Erbfälle ab: einmal unter quantitativem Aspekt - die Schätzungen halten heute bei etwa sechs Millionen Gulden2) -, zum anderen durch die dem Wesen der Verpflichtungen inhärente Weichenstellung in Richtung unvermeidlicher neuer Kreditaufnah­men. Das Kammergut, speziell das Tiroler Bergwesen, für den geldbedürftigen Herrscher eine „kreditpolitische Manövriermasse par excellence“3), war längst nur mehr zu einem kleinen Teil verfügbar, das meiste befand sich unter diversen Alienationstiteln in fremden Händen. Jedes Sanierungsvorhaben, vor allem das der Schuldentilgung wie auch der Rückerwerb verpfändeter Einnah­mequellen, hatte entweder eine kostenlose Abwicklung, was seinem Wesen und den realen Gegebenheiten widersprach, oder aber neuerliche Kreditoperatio­nen zur Voraussetzung; an echte, aus dem Kammergut gespeiste Rückzahlun­gen war nur bei äußerst bescheidenen Ansprüchen zu denken. Ein Ausbruch aus diesem circulus vitiosus aber schien nur möglich, wenn es zumindest gelang, vorerst ein für alle Seiten erträgliches Stillhaltearrangement mit den wichtigsten Kreditgebern zu treffen. Abgesehen von langfristigen wirtschaftli­chen und finanzpolitischen Folgen dieser hier nur angedeuteten Zwangslage stand Erzherzog Ferdinand, seit den Brüsseler Verträgen (7. Februar 1522) Landesfürst in den nieder- und oberösterreichischen Erblanden, damit vor der Frage, ob unter diesen Umständen effiziente Regierungsmaßnahmen auf mili­tärischem, administrativem oder diplomatischem Gebiet überhaupt im Bereich des Möglichen lagen. Als sich der venezianische Botschafter Gasparo Contarini Gedanken über den österreichischen Finanzhaushalt machte, gab er jedenfalls !) Hermann Wiesflecker Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit 4 (Wien 1981) 447. 2) So Wiesflecker ebenda 446 und, an Hand eigener Berechnungen, Manfred Holl egger Maximilian I. und die Entwicklung der Zentralverwaltung am Hof und in den österreichischen Erbländem von 1510 bis 1519 (ungedr. phil. Diss. Graz 1983) 234, der jedoch sehr realistisch eine Spannweite zwischen 2,7 und 6 Millionen offenläßt. 3) So Clemens Bauer Jacob Viliinger in Syntagma Friburgense. Historische Studien, H. Aubin dargebracht zum 70. Geburtstag (Lindau—Konstanz 1956) 17 f.

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