Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 40. (1987)

LUNITZ, Martin: Diplomaten im 16. Jahrhundert. Zum Problem der Finanzierung ständiger Gesandtschaften am Beispiel der Botschafter Kaiser Karls V. in Frankreich und England

Diplomaten im 16. Jahrhundert 15 ten. Hannart und Marnoz stellten fest, sie wären es nicht61), obwohl Hannart wesentlich mehr erhielt als sein Kollege zehn Jahre später. Für Bonvalot legte Praet ein Wort beim Kaiser ein, denn mit den Bezügen, die der „trésorier de Besangon“ habe, könne man in Frankreich nicht so auftreten, wie es einem kaiserlichen Botschafter anstünde62). Das Hauptproblem für die Botschafter an den Höfen Frankreichs und Eng­lands war jedoch die unregelmäßige Auszahlung oder das gänzliche Ausbleiben ihrer Tagegelder, was besonders bei Zahlungen aus Spanien der Fall war. Bonvalot, Marnoz, Saint Mauris und Renard, die einen Teil ihrer Bezüge aus spanischen Kassen erhalten sollten, waren davon betroffen. Das konnte ver­schiedene Ursachen haben. Bonvalot wartete im Jahre 1541 vergebens auf Zahlungen aus Spanien, weil dort großer Mangel an Golddukaten herrschte63). Saint Mauris, der 1545 Cobos aufforderte, sein Geld entweder nach Antwerpen zu überweisen oder ihm durch einen Kurier zu senden, erhielt zur Antwort, man könne nichts unternehmen, solange ein Befehl des Kaisers an den tesorero (Alonso de Baeza) nicht vorliege64). Im Januar des folgenden Jahres schickte man ihm endlich eine erste Rate des rückständigen Gehalts65). Marnoz wurde im Januar 1542, ein halbes Jahr nach seiner Ankunft, zwar pünktlich aus den Niederlanden bezahlt66), seine weiteren Bezüge erhielt er jedoch erst einein­halb Jahre nach Beendigung der Gesandtschaft67). Aus Spanien erhielt er kein Geld, und es gibt keine Anzeichen dafür, daß seine Reklamation im März 1542 Erfolg gehabt hätte68). Die Schwierigkeiten mit dem spanischen tesorero setz­ten sich während der Gesandtschaft Renards fort, der in den zwei Jahren und neun Monaten, die er am französischen Hof verbrachte, aus Spanien nur 3000 écus anstelle der ihm zustehenden 5000 erhielt69). Im Vergleich dazu war die Versorgung der Gesandten durch den Receveur Général des Finances in den Niederlanden schon seit jeher besser gewesen. Unter Kaiser Karl V. verbesserte sie sich noch so weit, daß etwa ab 1542 eine 61) Siehe oben S. 8f; HHStA StA Frankreich, Berichte 10 Konv. m fol. 3r-8r: Marnoz an Marie, 1542 Juni 6. 62) HHStA StA Frankreich, Berichte 2 Konv. n fol. 103r: Praet an Karl, 1530 Juli 10, Bordeaux. 63) AGS Secretaria de Estado, Corona de Castilla 51 fol. 166r: (Cobos) an Nicolas Perrenot, 1541 Juni 26, Madrid. 64) Ebenda 69 fol. 146r: Cobos an den Gesandten in Frankreich, 1545 Oktober 19, Valladolid; fol. 147r-148v: Cobos an Karl, 1545 November 20, Madrid; fol. 149r: Cobos an Saint Mauris, 1545 November 20. 65) Ebenda 73 fol. 164r: Cobos an Karl, 1546 Januar 28, Madrid. 66) ADN B 2430 Stercke 1542 fol. 449r; HHStA StA Frankreich, Berichte 10 Konv. e fol 9r: Marie an Marnoz, 1542 Januar 16, Brüssel. 67) ADN B 2442 Stercke 1544 fol. 512r. 68) HHStA StA Frankreich, Berichte 10 Konv. b fol. 36r: Marnoz an Granveile, 1542 März 3, Paris. 69) T r i d o n Simon Renard 145f. - Den in diesem Abschnitt angedeuteten Schwierig­keiten mit dem tesorero auf den Grund zu gehen, ja überhaupt die materielle Versorgung der Gesandten aus spanischen Kassen darzustellen und beurteilen zu wollen, erforderte die Hinzuziehung von Quellen, die vorläufig noch nicht aufgearbeitet sind.

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