Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)

460 Literaturberichte in der Folgezeit das Geschick der Fotographie in Österreich weitgehend be­stimmenden „Photographischen Gesellschaft“ in Wien, nahm er, durch sie vermittelt, 1867 mit sechs Aufnahmen aus dem Salzkammergut an einer Inter­nationalen Ausstellung in Paris teil. Diese Arbeiten, die während einer Som­merreise 1866 nach Oberösterreich und in das Salzkammergut entstanden waren, bei der er verschiedene Trockenverfahren testete, wurden mit einer „Ehrenvollen Erwähnung prämiert“. Im Jahre 1867/68 veröffentlichte Burger sodann in der Photographischen Correspondenz, dem Organ der Wiener „Pho­tographischen Gesellschaft“, eine detaillierte Beschreibung des von ihm als das Beste erkannten und durch ihn modifizierten Rüssel’sehen Tannin-Trocken­verfahrens. Seinen außergewöhnlichen Kenntnissen auf diesem Gebiet und seinen „beach­tenswerten Landschaftsaufnahmen“ hatte er es vor allem zu verdanken, daß er, dreiundzwanzigjährig, von dem mit der Leitung einer vom Handelsministe­rium ausgerüsteten Ostasien-Expedition betrauten Ministerialrat Dr. Karl Ritter v. Scherzer, der ebenfalls seit 1862 Mitglied der „Photographischen Gesellschaft“ war und der bereits eigene Erfahrungen auf dem Gebiete der Expeditionsfotographie hatte, als Expeditions-Fotograph für die im Septem­ber 1868 von Triest abgehende „K. K. Mission nach Ost-Asien und Süd- Amerika“ vorgeschlagen wurde. Nach Aufenthalten in Siam, China und Korea machte die Expedition in Japan Station, wo Burger erkrankte. Während die anderen den Weg nach Süd­amerika fortsetzten, verblieb er noch einige Monate in Japan, um seine fotogra­phischen Arbeiten zu beenden. Neben zahlreichen Fotos von kunstgewerbli­chen Gegenständen, die er im Auftrag des K. k. Museums für Angewandte Kunst in Wien fotographierte, Architektur- und Landschaftsaufnahmen foto- graphierte er Menschentypen. Die besonders eindrucksvollen Berufsdarstel­lungen, die die gründerzeitliche Vorform der Arbeitsaufnahme zeigen, bei der die Arbeit durch Beigabe der entsprechenden Attribute — von denen einige im Bildteil des Buches abgebildet sind — charakterisiert wird, geben Zeugnis von seiner außerordentlichen künstlerischen Gestaltungskraft. Im März 1870 trat Burger allein die Heimreise an. Sein Mitarbeiter Michael Moser, den er vor der Reise als Lehrling aus Aussee nach Wien mitgenommen hatte und der ihn auf der Fahrt begleitete, blieb in Japan. Es ist erstaunlich, daß der äußerst gewissenhaft recherchierende Autor weder hier (Anm. 55) noch in seinem in der Fotogeschichte erschienenen Aufsatz in diesem Zusammenhang in irgendeiner Weise darauf hinweist, daß der steirische Dichter Peter Roseg­ger bereits 1876 einen Erlebnisbericht über Michael Moser, seine Ostasien- Fahrt und seinen Aufenthalt in Japan unter dem Titel Ein steirischer Weltfah­rer in der Eröffnungsnummer seiner Zeitschrift Der Heimgarten im Oktober dieses Jahres herausbrachte. Dieser Bericht erschien anläßlich Mosers Zwi­schenaufenthalt in der Heimat und ist auch auszugsweise im Katalog des Bild- und Tonarchivs am Landesmuseum Joanneum, Graz, zur Ausstellung „Ge­heimnisvolles Lichtbild - die Anfänge der Fotografie in der Steiermark“, aus dem Jahre 1979 zitiert. Der Autor beschreibt auf Grund der eigenen, in der Photographischen Corre­spondenz publizierten Arbeiten Burgers die oft schwierige Aufgabe der foto­graphischen Dokumentation unter extremsten Voraussetzungen, in der Polar­zone ebenso wie in heißen Gegenden, — Gebiete, in die Wilhelm Burger drei

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