Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)
AUER, Leopold: Historische Friedensforschung (Literaturbericht)
Rezensionen 439 die Königsrolle spricht, fragt man sich, ob er überhaupt eine Ahnung von deutscher und österreichischer Geschichte hat. Seine „Autoritäten“ sind einerseits die Autoren ganz allgemein gehaltener Handbücher, andererseits eine völlig veraltete, willkürlich ausgewählte Literatur. Der eigentliche Text beginnt mit einem Abschnitt über den Grund des Reichtums; er räsoniert über den Unterschied von Grundherrschaft und Gutsherrschaft, über Mahlzwang und Teichwirtschaft, über Robot und Rente. Ähnlich weitausholend geben sich die nächsten Kapitel. Die Kriegsgeschichte wird ab dem 9. Jahrhundert verfolgt; vom Militärsystem des Karolingerreiches kommen wir nahtlos zu den Armeen Wallensteins. In den Abschnitten „Der österreichische Absolutismus und sein Heer“ und „Kaiserliche Armut und aristokratischer Reichtum“ treffen wir teilweise auf sehr detaillierte Nachrichten und längere Zahlenkolonnen: so etwa beim erstaunlichen Aufstieg des Johann Sporck oder bei den Finanzverbindungen des Samuel Oppenheimer. Deren Bedeutung für die Baugeschichte Wiens - da nicht vorhanden - kann natürlich auch P. nicht nachweisen. Nach weiteren seitenlangen Auslassungen über Hausväterliteratur, über die „Dauer der Dinge“, über fürstlichen Besitzerwerb und über den habsburgischen Hof stoßen wir auf S. 49 endlich auf die Kapitelüberschrift „Herrschaftliches Bauen“. Dem wendigen Autor gelingt es aber auch jetzt, das eigentliche Thema zu vermeiden. Er plaudert vielmehr weitläufig über Bemini und Rom, über die Ausbildung der cour d’honneur im französischen Schloßbau, über die klassischen Säulenordnungen nach Vincenzo Scamozzi. Endlich kommt er zur Besprechung von konkreten Bauvorhaben: in Raudnitz an der Elbe, in Prag, in Würzburg, in Pommersfelden. Ab S. 70 (bei einem Gesamtumfang von 104 Seiten einschließlich Anhang und Inhaltsangaben) beginnt die Besprechung der Bautätigkeit des Adels in Wien nach 1683. Von einer wirklichen Erfassung des Gegenstandes kann aber nicht die Rede sein; es werden zwölf Schlösser bzw. Palais in knappster Form vorgestellt. Ein Beispiel mag die Arbeitsweise illustrieren: „Ähnlich kommt das Palais Harrach in der Ungargasse zustande. 1727 verkaufen die Erben des Ignaz Edlen von Quarient um 15.000 Gulden Garten und Landhaus an die Gräfin Ernestine Harrach, die auch angrenzende Gründe erwirbt. Der Palaisbau beginnt im gleichen Jahr und dauert bis 1735. Johann Nepomuk Harrach verkauft 1791 den Besitz um 50.000 Gulden an Kaiser Leopold II.“ (S. 72, alles nach Bruno Grimschitz Johann Lucas von Hildebrandt [1959]). Bezeichnend für P’s Darstellungsweise ist eine Anmerkung zum Palais Schwarzenberg: Graf Heinrich Mansfeld hatte den Bau begonnen und starb darüber, nachdem er schon 200.000 Gulden dafür investiert hatte. Seine Erben verkauften Grundstück und Rohbau um 50.000 Gulden an Fürst Adam Schwarzenberg. Des Autors tiefschürfende Auslassung dazu: „Alle Welt, die gern diese Summe nennt, nimmt die doch beachtliche Differenz auf die leichte Schulter“ (S. 73 Anm. 299). Damit ist der Fall auch für ihn geklärt. Mit S. 76 hat er seine Beschäftigung mit der Bautätigkeit schon wieder abgeschlossen und geht auf die Inneneinrichtung, das „Reich der Hausmutter“, über. Er spart nicht mit allen verfügbaren Details, wie Bett in Baldachinform, Kamin in Marmoreinfassung oder Aufzählung der verschiedenen Spieltische. Auf S. 82 folgen noch Auslassungen über die städtischen Handwerker, gegliedert in Maurer, Stukkateure, Tischler und Spiegel (sic!). Der Autor begnügt