Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 39. (1986)

TEPPERBERG, Christoph: Mannschaftsmenage. Über das Essen und Trinken in den Kasernen der k. u. k. Armee

Mannschaftsmenage 105 oder der Korporalschaft (Menagekameradschaft) zu 10 bis 20 Mann; durch­schnittlich kam eine Küche auf zwei Zimmer (bis zu 40 Mann). Die Küchen waren aber noch so klein, daß eine gleichzeitige Herstellung der Mahlzeiten für die beiden Kameradschaften meist nicht möglich war. Gekocht wurde aber nicht nur in den Küchen, sondern auch in den Zimmern selbst. Dazu bediente man sich der sogenannten Kochheizherde, während in den Küchen die Kochsparherde und offenen Herde zur Verfügung standen. Als Kochgeschirre hatten die Kameradschaften kupferne und verzinnte Kessel und Kasserollen, wobei nur im verzinnten Geschirr gekocht werden durfte. Die Kessel dienten zum Bereiten von Suppe, Fleisch und Gemüse (Zuspeise), die Kasserollen „zum Verfertigen der Einbrennen und zum Abschmalzen des Gemüses“. In den dreißiger Jahren wurden außerdem „blecherne Kochmaschinen“ zu 12 und zu 4 Mann eingeführt, bei denen Heizquelle und Geschirr miteinander verbunden waren. Sie waren auch raumsparender, sauberer und sparsamer im Brennmaterialverbrauch als die herkömmlichen Herde. Auf diesen Maschinen wurde nicht, wie beim Kochen „mit ordinären Kesseln“, die Menage zimmer- oder kameradschaftsweise, sondern für Gruppen zu 12 oder 4 Mann bereitet60). Anfang der sechziger Jahre vollzog sich der Wandel zur Großküche. Es kamen die großen geschlossenen Kapellenherde in Gebrauch, der Neubergsche Koch­herd und der Pilhalsche Kapellenkochherd. Sie waren bereits mit mehreren Heizkapellen ausgestattet, das sind konische Vertiefungen in der Herdplatte mit darunterliegenden Feuerstellen. Dadurch konnte eine höhere Kochkapazi­tät erreicht werden. Der Neubergsche Herd ermöglichte die Bereitung der Menage in mehreren Kesseln für über 100 Mann. Das heißt, eine ganze Kompa­nie konnte gleichzeitig versorgt werden. Zum Rösten, Abschmalzen, zum Be­reiten der Einbrennen und Saucen dienten als Kasserollen die Deckel der Kochkessel. Allerdings hatte der Neubergsche Herd, weil er mit mehreren Feuerungen ausgestattet war, einen enormen Holzverbrauch. Er wurde deswe­gen seit den achtziger Jahren nicht mehr gebaut, aber doch noch da und dort über die neunziger Jahre hinaus verwendet61 *). Der Pilhalsche Kapellenkochherd, der wegen seiner Sparsamkeit lange Zeit bei der Armee in Verwendung stand, wurde zunächst mit zwei beziehungsweise drei Feuerstellen und drei, sechs und neun Kapellen gebaut. Später hatte der Kompanieherd (für 100 Mann) nur noch eine Feuerstelle mit vier Kapellen. Als Geschirr dienten vier große Kessel zu je 30 Liter aus verzinntem Kesselblech 60) Anton Lang Oesterreichs Militär-Bau- und Bequartierungswesen 1 (Wien 1845) 200 und 2 (Wien 1846) 117 ff; DR 1807 4; Dienst-Vorschriften 1843 19; Casem-, Zimmer- und Zugsordnung 87; Müller Österreichische Armee 578 ff; Instruktion über die neuen blechernen Kochmaschinen (1836); von der Lühe Lexikon 4 (Leipzig 1834) 142 u. 332. Die Mannschaftszimmer wurden mit der Zeit größer: Dienst-Vorschriften 1843 227: 13 Mann; Lang Bauwesen 1, 200: 20 Mann; DR 1873 Pkt. 134: 20-30 Mann; Instruktions­buch 1873 42 und 1875 61: 20-30 Mann; GV 1884 § 29: bis zu 40 Mann. 61) Kratschmer Vorträge 601 f; Tlapek Handbuch 230 ff; GR 1858 § 143-144, § 162-163 u. Schema 14; GR 1863 § 143.

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