Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

PETRITSCH, Ernst Dieter: Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547

Der habsburgisch-osmanische Friedensvertrag des Jahres 1547 53 Kaiser Karl, der Ferdinands ungarischen Ambitionen bisher eher gleichgültig gegenübergestanden war, erstmalig das militärische Vorhaben seines Bruders, indem er einen - allerdings zu spät geplanten — Entlastungsangriff gegen Algier richtete. So wie das Unternehmen seines Bruders scheiterte aber auch das seinige, er verlor in den Stürmen vor der nordafrikanischen Küste etwa die Hälfte seiner Schiffe und Soldaten, wodurch die habsburgische Niederlage nur noch vergrößert wurde. Da Ferdinands Versuch, Buda doch noch zu erobern, 1542 mit einem weiteren Debakel endete, die Osmanen andererseits die geforderten Festungen und noch weitere Städte in den beiden darauffolgenden Jahren einnahmen und damit saturiert waren (obwohl der Feldzug des Jahres 1543 eigentlich der Festung Wien gegolten hatte, auf deren Belagerung jedoch aus unbekannten Gründen verzichtet wurde)18), konnten endlich zielführende Friedensverhandlungen in Angriff genommen werden19). Ferdinands Gesandter Hieronymus Adorno20), der mit dem ungarischen Statthalter für die Dauer seiner Mission Waffenruhe an den Grenzen vereinbart hatte, starb jedoch, noch ehe er vom Sultan in Audienz empfangen werden konnte, am 15. März 1545 am Hofe zu Edirne. Zu seinem Nachfolger wurde kurz danach der Jurist und Poet Dr. Nicolö Secco21) bestimmt; Kaiser Karl ernannte seinerseits einen eigenen Bevollmächtigten, den Philologen, Theologen und Diplomaten Gerhard Veltwyck22), der in Beglei­tung und unter Vermittlung des französischen Gesandten Jean de Monluc eine Einbeziehung des Kaisers in den auszuhandelnden Waffenstillstand erreichen sollte. Was die christlichen Unterhändler im Oktober 1545 schließlich trotz gegenseitiger Intrigen erzielten, war ein einjähriger Waffenstillstand, der be­züglich der ungarischen Grenze auf dem Status quo beruhte, somit allerdings eine Reihe von Fragen offenließ. mäns des Prächtigen an Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philoso­phisch-historische Klasse: Denkschriften 163, 1983) n. 2 (Faksimile, Transkription und moderne deutsche Übersetzung). ls) Káldy-Nagy Suleimans Angriff 194f Anm. 133. ■“) Diese Friedensverhandlungen werden im Anschluß an eine ausführliche Einlei­tung detailliert geschildert von Emst Dieter Petritsch Die Ungampolitik Ferdinands I. bis zu einer Tributpflichtigkeit an die Hohe Pforte (Ungedr. geistesw. Diss. Wien 1979). Aus sprachlichen Gründen war mir die kleine Arbeit von Pál Török I. Ferdinánd Konstantinápolyi béketárgyalásai 1527-1547 [Die Friedensverhandlungen Ferdinands I. in Kostantinopel 1527-1547] (Értekezések a történeti tudományok köréből XXIV/12, Budapest 1930) nicht zugänglich. 20) Eine Kurzbiographie erschien im Rahmen der Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung von Emst Dieter Petritsch Beiträge zur Diploma­tie Ferdinands I. an der Hohen Pforte. Das Gesandtenwesen 1545—1547 (Wien 1977) 51-57. 21) Maria Benedetti Un segretario di Cristoforo Madruzzo (Nicolö Secco) in Archivio Veneto-Tridentino 3 (Venezia 1923) 203-229; Petritsch Beiträge 77-87. 22) Über ihn Manfred Rosenberg Gerhard Veltwyck. Orientalist, Theolog und Staatsmann (Phil. Diss. Göttingen 1935); Petritsch Beiträge 88-104.

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