Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)
AUER, Leopold – BLACK, Jeremy: Ein neu entdecktes Inventar der Gemäldesammlung Prinz Eugens
334 Leopold Auer - Jeremy Black nisse (XI/13—19), das Porträt des Marschalls Villars (XI/5), das ihm dieser nach den Friedensverhandlungen von Rastatt geschenkt hatte 21), und — als Kuriosität — das Porträt eines namentlich genannten Temeswarer Bauern (XII/16). Unter den übrigen Gemälden seien noch vier Schlachtenbilder Parrocels (XI/49—52) 22), eine Ansicht Genuas von Antonio Cal- za (XI/53) 23) und eine Madonna mit Engeln von Lukas Cranach (XII/ 28) hervorgehoben. Manche der uns nur in Robinsons Verzeichnis als Teile der Sammlung Prinz Eugens aufgezählten Gemälde sind später gleichfalls nach Turin gelangt. Dazu gehören das Porträt seines Großvaters Thomas von Van Dyck und sein eigenes Reiterbild von Jakob van Schuppen 24). Das Eugen- Porträt von Richter wurde anscheinend von der Familie Batthyány25 26), das Rubens-Porträt Karls des Kühnen vom Kaiser selbst erworbenZ6). Castigliones Auszug der Völker Israels aus Ägypten könnte mit seinem Bild dieses Themas in der Galerie der Mailänder Brera identisch sein 27). Das Schicksal der meisten übrigen Bilder ist jedoch unbekannt; seine Klärung muß zukünftigen kunsthistorischen Arbeiten Vorbehalten bleiben. Was den Wert des von Robinson überschickten Katalogs ausmacht, sind jedoch nicht nur die zusätzlichen Angaben über die Zusammensetzung der Gemäldegalerie Prinz Eugens, sondern auch die Auskünfte, die er über ihre räumliche Unterbringung und über die Verteilung der Bilder auf die einzelnen Wiener Paläste des Prinzen enthält. Unsere Kenntnisse vom Aussehen der Gemäldegalerie Prinz Eugens, aber auch von der Einrichtung und vom Aussehen seiner Schlösser werden dadurch wesentlich erweitert. Das gilt vor allem für das Obere Belvedere. Das Bilderzimrper, das sich nach den Beschreibungen Johann Basilius Küchelbeckers und Johann Georg Keysslers von 1730 im ersten Stockwerk an der östlichen Hoffront des Schlosses neben dem Schlafzimmer des Prinzen befindet und unter anderen kostbaren kleinen Gemälden die heute dem Louvre 21) Ebenda 86. 22) Zu Ignace Jacques Parrocel (1667—1722) vgl. Thieme — Becker 26 (Leipzig 1932) 257, zu seinen für Eugen gemalten Schlachtenbildern im Winterpalais und in Schloßhof Braubach Prinz Eugen 5 81 f und 383 f. 23) Antonio Calza (1653—1725) fehlt bei Braubach Prinz Eugen 5 71 ff in der Aufzählung der im Dienst des Prinzen stehenden italienischen Maler; vgl. aber Thieme — Becker 5 (Leipzig 1911) 420 f. 24) V e s m e Acquisto 223 und 224 Anm. 1. 25) Braubach Prinz Eugen 5 385 Anm. 238. 26) Zumindest befindet sich heute eine von Rubens stammende Darstellung Karls des Kühnen im Wiener Kunsthistorischen Museum; vgl. den Ausstellungskatalog Peter Paul Rubens 1577—1640. Ausstellung zur 400. Wiederkehr seines Geburtstages (Wien 1977) 90 ff n. 29 (mit weiteren Literaturhinweisen). Den Hinweis verdanke ich Dr. Karl Schütz, Kunsthistorisches Museum Wien. 27) Thieme — Becker 6 (Leipzig 1912) 164.