Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

K. u. k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika 267 gedeihliches konsularisches Wirken des betreffenden Konsuls nicht wohl er­wartet werden könne“ 173). Dennoch wurde keine eigene k. u. k. Konsularvertretung in Deutsch-Süd­westafrika eingerichtet. XV „Au temps que nous avions eu des colonies ..— Rückwirkend wird das Leben in überseeischen Kolonien gerne romantisch und nostalgisch ver­klärt gesehen. Demgegenüber ist es wohl geboten, daran zu erinnern, daß das Leben in den Kolonien weder für die Eingeborenen noch für die wei­ßen Siedler und Arbeiter immer leicht und einfach war. Die zitierten Bei­spiele der Leiden österreichischer und ungarischer Staatsbürger im Süd­afrika der Jahrhundertwende dürften diese Feststellung erhärten. Die beiden Weltkriege brachten für die im südlichen Afrika lebenden Österreicher und Ungarn im Ersten und für die deutschen Staatsbürger österreichischer Herkunft im Zweiten Weltkrieg neue Rückschläge. In beiden Kriegen wurde ein Teil von ihnen, wenngleich unter vergleichs­weise menschlichen Bedingungen, interniert. Im Ersten Weltkrieg wurde die konsularische Vertretung der Staatsbürger aus der Donaumonarchie von den Vereinigten Staaten von Amerika und nach 1917 von Schweden übernommen. Daneben unterstützten private Vereine wie der „Hilfsaus­schuß für die Deutschen in Britisch Südafrika“ die Internierten. Dieser reichsdeutsche Verein wurde auch österreichischerseits duch Geldspenden unterstützt174 175). Im Zweiten Weltkrieg kämpften etliche Österreicher als Freiwillige innerhalb der Südafrikanischen Streitkräfte gegen das natio­nalsozialistische Deutschland. Die beabsichtigte Errichtung eines eigenen österreichischen Bataillons freilich scheiterte an der typischen Zwietracht innerhalb der Emigranten aus Österreich. Die Aktivitäten verschiedener „Free Austrian“ Vereinigungen ,75) waren von „Neid und Wichtigtuerei“ gekennzeichnet, wie dies ein Österreicher, der diese Zeit miterlebt hatte, einmal drastisch ausdrückte: „Je weniger darüber heutzutage gesagt wird, um so besser!“ Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sollten sich die österreichisch-südafrika­nischen Beziehungen, sowohl auf wirtschaftlichem Gebiet wie auf dem Sektor der Auswanderung und des Fremdenverkehrs, wieder positiv ent­wickeln. Die Republik Österreich ist gegenwärtig in Südafrika durch eine Botschaft in Pretoria, ein Berufskonsulat in Kapstadt sowie ein Honorar­173) Rémy an MdÄ n. CVII, 1906 Oktober 29, Kapstadt, sowie Szögyény an MdÄ n. CCLXXXVIII B, 1906 Dezember 29, Berlin: Admin. Reg. F 8/105 Mappe Capstadt 48. 174) Admin. Reg. F 12/18 Konvolut Afrika 2. 175) Einige Veranstaltungsprogramme u. ä. liegen im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Wien vor: Signaturen 4453, 8716, 8731 und 10908.

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