Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 38. (1985)

SCHMIDL, Erwin A.: Zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen im südlichen Afrika bis zum Ersten Weltkrieg

256 Erwin A. Schmidl Stockinger, hatte die ständige Absenz Isaak J. Pams von seinem Amts­posten schon Ende August 1899 als „unhaltbar“ bezeichnet132); eine be­absichtigte Inspektionsreise des Konsularsekretärs Ramberg aus Kapstadt nach Kimberley mußte jedoch infolge des Kriegsausbruchs verschoben werden133) und konnte erst Ende 1900 stattfinden. Inzwischen aber hatte sich einiges geändert; nach dem Ende der Bela­gerung (15. Februar 1900) hatten, wie schon erwähnt, die noch verblie­benen österreichischen Minenarbeiter Kimberley verlassen (müssen): „Von einer österreichisch-ungarischen Colonie kann ... in Kimberley weder zur Zeit noch für die Zukunft die Rede sein ...“ 134). Eine neuerliche Intervention Dr. Holubs zugunsten Konsul Pams blieb erfolglos: Am 28. Mai 1901 endlich richtete Isaak Julius Pam von London aus sein Demis­sionsgesuch an die dortige k. u. k. Kommerzkanzlei 135). Ramberg trat angesichts der oben geschilderten Verhältnisse, zumal sich „alle commerciellen Angelegenheiten ... von hier [Kapstadt] aus eben­so eingehend wie auch schnell erledigen“ ließen, für eine „gänzliche Auf­hebung des k. & k. Honorar-Consulats in Kimberley“ ein136). Sein Vor­gesetzter, Konsul von Hirsch, war jedoch nicht dieser Ansicht. In seinen Augen hätte nämlich die Auflassung des Konsulates in Kimberley ein öffentliches Eingeständnis bedeutet, „... wie wenig Erfolg bisher unsere Exportbestrebungen nach jenem Theile der Cap-Colonie gehabt haben“. Dementsprechend empfahl er, vorerst das Ende des Burenkrieges abzu­warten und dann eventuell eine Verlegung des Amtes von Kimberley nach Bulawayo in Rhodesien ins Auge zu fassen 137). Die Situation blieb jedoch auch nach dem Kriege so, daß eine österrei­chisch-ungarische Kolonie praktisch nicht existierte. 1904 lebten in Kim­berley 15 Österreicher und ein Ungar; die meisten waren spezialisierte Bergwerkstechniker, die sich hier nur für kürzere Zeit aufhielten. Als Handelsplatz war Kimberley für die Donaumonarchie ohne Bedeutung. 1913 schließlich beantragte der k. u. k. Generalkonsul in Kapstadt, Otto von Lieder d’Ellevaux, aus diesen Gründen die endgültige Auflassung des Konsulates in Kimberley, „... um dem nunmehr seit ungefähr 15 Jah­ren bestehenden Provisorium, nämlich daß das k. u. k. Honorarkonsulat in Kimberley als unbesetzt im Stande der Konsularämter geführt wird, 132) Stockinger an Botschaft London n. 506/C. K., 1899 August 21, London: Admin. Reg. F 8/148 Mappe Kimberley 1. 133) Hirsch an Kommerzkanzlei London n. 634, 1899 Oktober 16, Kapstadt: ebenda. 134) Ramberg an Kommerzkanzlei London n. 1280, 1902 Jänner 20, Kapstadt: ebenda Mappe 3. iss) Ebenda. 13«) wie Anm. 134. 137) Hirsch an Kommerzkanzlei London n. 334/02, 1902 Februar 22, Kapstadt: ebenda. — Konsul Hirsch war zum Zeitpunkt des Berichtes Rambergs (20. Jän­ner) auf Urlaub gewesen. Zwei Tage nach Absendung seiner eigenen Stellung­nahme verließ er Kapstadt, um seinen neuen Posten in Shanghai anzutreten.

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