Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien

524 Literaturberichte dapest 1982] S. 11—26). Das zweite Treffen, 1980, stand zweifelsohne im Zei­chen des zweihundertjährigen Jubiläums, getragen von den Großausstellungen in Melk, Wien und Halbturn, die Maria Theresia und Joseph II. gewidmet waren. „Die Beurteilung und Bewältigung der Vergangenheit geht stets notwendiger­weise von der Realität der Gegenwart aus“, stellt Moritz Csäky fest und meint, der Blickwinkel des Historikers sei auch vom ,Gegenwartsbezug1 be­stimmt (Die Hungarus-Konzeption, S. 71—89, S. 71). Diese Aussage könnte als Leitspruch für das ganze Unterfangen gelten. Damit die ganze Problematik etwas nähergebracht wird, sei zunächst festgehalten, daß am zweiten Histori­kertreffen, das vom 16.-18. Oktober 1980 in Wien stattfand, laut Teilnehmerli­ste insgesamt 31 Fachleute beider Staaten anwesend waren; von diesen kamen elf aus Budapest, einer aus Innsbruck, je zwei aus Salzburg und Graz, 15 waren aus Wien. Der zahlenmäßige „Nachteil“ der Ungarn scheint allerdings durch einige Historiker ungarischer Herkunft ausgeglichen zu sein. Obwohl Anna Drabek in ihrem Vorwort eigens auf diese Ausgeglichenheit hinweist, indem sie von je fünf österreichischen und ungarischen Autoren schreibt, verhält es sich in Wirklichkeit völlig anders: Ohne die Kapazität der jüngeren öster­reichischen Historikergeneration schmälern zu wollen, soll nicht unerwähnt bleiben, daß nur ein Prominenter in der Person Adam Wandruszkas österrei- chischerseits das Wort ergriff, während die Ungarn durchwegs mit zumindest in Österreich bekannten Namen aufwarteten. Noch krasser fällt der Vergleich aus, wenn man bedenkt, daß von den zehn Referaten sich lediglich drei mit österreichischen Themen befassen, sieben dafür Fragen der ungarischen Reichshälfte behandeln. Dieser Vorteil für die Ungarn mag sich aus der marginalen Einstufung Ungarns in der österreichischen Geschichtsschreibung, die nun offensichtlich einen starken Nachholbedarf weckt, erklären. Die ersten zwei Beiträge berühren die Historiographie der theresianischen und der josephinischen Zeit aus österreichischer (Adam Wandruszka Die Histo­riographie der theresianisch-josephinischen Reformzeit, S. 13—27) bzw. ungari­scher Sicht (Emil Niederhauser Maria Theresia in der ungarischen Ge­schichtsschreibung, S. 29-41); sie sind aufeinander abgestimmt und liefern einen recht informativen Überblick. Der unterschiedliche Wandel in der Auf­fassung und Beurteilung ist einhellig: In der österreichischen Geschichts­schreibung läßt sich die Kontinuität ohneweiteres nachweisen, die Aspekte in Ungarn sind hingegen - bedingt durch die politischen Umwälzungen — von Sprüngen, seit 1948 sogar von einem totalen Bruch gekennzeichnet. Es wäre sinnvoll gewesen, diese Parallelität der Themen konsequent einzuhalten. Dazu regt das fundierte Referat Gyozo Embers (Der österreichische Staatsrat und Ungarn in den 1760er Jahren, S. 43—45) zur Diskussion an. An dieses Thema knüpft jedoch kein adäquater Beitrag aus der österreichischen Ge­schichte an, vielmehr entrückt die sonst umfassende Arbeit Helmut Reinal­ters (Josephinismus, Geheimgesellschaften und Jakobinismus. Zur radikalen Spätaufklärung in der Habsburgermonarchie, S. 55-70) in die Welt der Gei­stesgeschichte. So gestaltet sich der Band fortan als Monolog hochrangiger Zusammenfassungen, die höchstens der gegebene theresianisch-josephinische Rahmen zusammenhält. Selbst unter den Ungarn treten dann konträre Mei­nungen zutage, gelangen doch Ember und István Kállay (Wirtschaft und Gesellschaft der königlichen Freistädte Ungarns zur Zeit Maria Theresias,

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