Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

MARZAHL, Peter – RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien

Rezensionen 485 erscheinen mußte, obwohl die verfügbaren Quellen und die neuerschienene Literatur ohneweiteres die Möglichkeit für eine Ausweitung und Vertiefung — immer im Bereich des Themas und des inneren Zusammenhanges - geboten hätten. Das Nachwort des Herausgebers (Gerhard Pferschy, S. 219-222) ver­mag kaum zu überzeugen. Die These, derzufolge „Genesis und Tenor“ dieser Arbeit eine Adaptierung verhindert hätten, ist schlechthin unverständlich; auch die Neuordnung des Archivs, die S. zuzuschreiben ist, stellt kein erkenn­bares Motiv dar. Was schließlich die Dualismus-Forschung im Bereich der österreichischen Verfassungsgeschichte betrifft, ist diese im Prinzip längst in ihrer Problematik erkannt, in einzelnen Sektoren sicher ein Desiderat, - das jedoch in der vorliegenden Arbeit nach Fragestellung und Quellenbasis hoff­nungslos veraltet gelöst werden mußte. Seltsam wirkt der Vorwurf, der an die Adresse eines vor wenigen Jahren promovierten und, wie aus etlichen Publika­tionen erkennbar, weiterhin aktiven Forschers (Günther Burkert, in bezug auf seine phil. Diss. Ferdinand I. und die steirischen Stände, dargestellt anhand der steirischen Landtage 1526-1541 [Graz 1976]) gerichtet wird: „Inhalte und Funktionalismus der Landtage und die Persönlichkeit des Landesfürsten selbst“ stünden bei ihm zu sehr im Vordergrund. Der Rezensent muß gestehen, daß ihm hier klärende Interna des Forschungsbetriebes verschlossen geblieben sein dürften, - eine ähnliche Gewichtung könnte nämlich bei kritischer Ein­stellung auch dem vorliegenden Werk angelastet werden (siehe dazu die aus­führlichen Listen der Landtage in Beilage II, S. 179-198). Insgesamt: eine Studie, die 1938 zweifellos eine Lücke der Forschung füllte und auch heute noch als Nachzügler in einem Teilbereich der Dualismus- Forschung zur Kenntnis genommen zu werden verdient. Gerhard Rill (Wien) Helmut Neuhaus Reichsständische Repräsentationsformen im 16. Jahrhundert. Reichs­tag — Reichskreistag - Reichsdeputationstag (Schriften zur Verfassungsgeschichte 33). Duncker & Humblot, Berlin 1982. 625 S. Die Verfassungsgeschichtsschreibung hat, wie N. zu Recht feststellt, die im 16. Jahrhundert im Zwischenbereich zwischen Kreistag und Reichstag entwik- kelten reichsständischen Repräsentationsformen meist nur am Rande berück­sichtigt. Das führte zu Unsicherheiten in der Terminologie und zu Unschärfen in der politischen und verfassungspolitischen Beurteilung. Umso dankenswer­ter ist der Versuch, Klarheit über diesen bislang unübersichtlich gebliebenen reichspolitischen Aktionsraum zu schaffen. Zur Abgrenzung der verschiedenen Versammlungstypen untersucht N. auf beeindruckend breiter Quellenbasis und gelegentlich sehr detailliert Einberufungsverfahren, Zusammensetzung, Vertretungsfrequenz, Verfahrensweise, Geschäftsordnungsdebatten, Sessions­streitigkeiten und Beschlußkompetenz der im Untersuchungszeitraum veran­stalteten Reichskreis-, Reichsmoderations-, Reichsmünz- und Reichsdeputa­tionstage. Daß sich für Verhandlungen über die Reform der Reichsmatrikel das Vertretungsmodell des Reichskreistages ziemlich komplikationslos durchsetz­te, erscheint von der Sache her naheliegend. Für Beratungen über die Reichs­münzordnung behalf man sich aufgrund der Notwendigkeit, den einschlägigen Sachverstand einzubeziehen, — nicht immer unter Berücksichtigung der Kreis­ordnung — mit verschiedenen Organisationsvarianten. Die vielfältige Variabili-

Next

/
Thumbnails
Contents