Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)

COONS, Ronald E.: Reflections of a Josephinist. Two Addenda to count Franz Hartig's „Genesis der Revolution in Österreich im Jahre 1848”

Reflections of a Josephinist 233 können, irre geführt, nicht Vorbeugen wollte, war, nach meiner inneren Überzeugung, der Erzherzog Franz Carl. Diese meine Überzeugung grün­det sich auf folgende Thatsachen. Der Erzherzog Franz [Carl] war bei der kinderlosen Ehe seines Bruders, des Kaisers Ferdinand, präsumptiver Thronerbe. Als solcher wäre er berufen gewesen, der Incapacität seines Bruders zu Hülfe zu kommen und das Staatsruder in dessen Namen zu führen. Allein der sterbende Vater selbst hatte ihn dazu nicht für geeignet erkannt, sondern den jüngsten Onkel, Erzherzog Ludwig, und die beiden Minister Metternich und Kolowrat aufgefordert, seinem Thronfolger an der Seite zu stehen, damit das Regierungsgeschäft in geregeltem Gange erhalten werde. Alle drei hatten ihm die Erfüllung dieses Wunsches ver­sprochen. Dadurch wurde die Stellung des Erzherzogs Franz [Carl] eine sehr Untergeordnete. Wäre sie richtig aufgefaßt worden, so hätte man den in seinem naturgemäßen Einflüße beschränkten Thronerben durch Über­tragung irgend eines glänzenden, reich dotirten Posten in irgend einer Provinz, der leicht zu schaffen gewesen wäre, von dem Schauplatze seiner Zurücksetzung auf ehrenvolle Weise entfernt halten müßen. Warum dieß nicht geschah, ist mir nicht bekannt. Vermuthlich unterblieb es aus meh­reren zusammenwirkenden Ursachen — Sentimalität [!] der Familienglie­der, zumeist der hohen Frauen, Kaiserin Mutter und Erzherzogin Sophie, welche das patriarchalische Familienleben durch den Tod des Familien­hauptes nicht unterbrochen sehen wollten — Neigung zu den Unterhal­tungen der Residenzstadt von Seite des Erzherzogs Franz [Carl] und der Personen, die ihn umgaben und auf ihn einwirkten — Unterschätzung des Selbstgefühles dieses Prinzen, welchen man für zu frivol und arbeitscheu hielt, um zu vermuthen, daß ihn seine einflußlose Stellung drücken würde. Statt dessen traf man eine andere, ganz entgegen gesetzte Einleitung, wel­che die Unpassendeste war, die man ersinnen konnte. Man reihte ihn nämlich nicht nur den permanenten Mitgliedern der neu geschaffenen Staatsconferenz (Erzherzog Ludwig, Fürst Metternich und Graf Kolowrat) als Votanten ein, sondern übertrug ihm auch die Vidirung aller Referate über die beim Staatsrathe verhandelten Gegenstände. Dadurch geschah es, daß alle geistige Thätigkeit und Lust zu Geschäften bei ihm erstickt wurde. Denn bei der Staatsconferenz kamen die bereits geschriebenen Anträge der beiden Minister ihm zu, die in den Augen seines darüber ent­scheidenden Onkels weit mehr Gewicht hatten als seine etwa davon ab­weichenden Ansichten. Dieß wußte er und gab sich daher auch keine Mühe, die ihm zugekommenen Gegenstände reiflich zu durchdenken, son­dern fügte nur als Formsache seinen Namen bei. Anders hätte es sich gestaltet, wenn die Conferenzverhandlungen statt vom Protokollsführer (Hofrath von Gerway 20) und nach dessen Ableben Hofrath von Zillich so), 29 29) Sebastian Joseph von Gervay (died August 1, 1836): see Friedrich Walter Metternich und Gervay. Ein Briefwechsel in MÖStA 9 (1956) 186. so) Carl von Czillich became director of the Conferenz-Kanzlei on May 27,

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