Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)
SAPPER, Christian: Die Zahlamtsbücher im Hofkammerarchiv (1542–1825)
Rezensionen 517 Manchmal bewirkt jedoch die Kürze der Darstellung Verzerrungen. Inhaltliche Auseinandersetzungen geraten dann recht pauschal und bisweilen ersetzen weltanschauliche Wertungen Argumente. So wird z. B. an einer Stelle die Englische Revolution pauschal als „Auseinandersetzung innerhalb der dominierenden Schicht“ bezeichnet, ohne daß der Autor dort auf die Argumente der diese Position kritisierenden Historiker wie Hill und Manning eingeht. Ferner spricht der Autor peiorativ von „sog. Volksmassen“ (S. 4) oder „keineswegs gemeiner Pöbel“ (S. 66), ohne je auf die Ansätze der gerade in Großbritannien entwickelten Unterschichtenforschung einzugehen. Sehr selten schleichen sich auch kleine Sachfehler ein. So wird z. B. behauptet: daß es beim sog. „Bishop’s War“ um die Einführung des „anglikanischen Bischofssystems“ in Schottland gegangen sei (S. 57). Tatsächlich waren dort Bischöfe schon etabliert; der Konflikt entzündete sich vielmehr an der Einführung des anglikanischen „Book of Common Prayer“. Generell sind die Abschnitte über die Anfänge des Bürgerkrieges gründlicher und ausführlicher als das Kapitel über Commonwealth und Protektorat (S. 105—122), das nur einen sehr gedrängten Überblick über die Jahre 1649-1660 bietet. Zusammenfassend erscheint mir W’s Buch als überhaupt erste problemorientierte Einführung in die Geschichte der Jahre 1640—1660 in England sehr verdienstvoll. Die bereits oben skizzierte Darstellungsweise und vor allem die Kürze des Buches schaffen jedoch auch gewisse Probleme. So dürfte der Band auch - da er doch implizit zu viel Vorkenntnisse voraussetzt — für den akademischen Unterricht für Anfänger weniger geeignet sein als beabsichtigt. Jedenfalls stellt er aber einen wichtigen Schritt für die im deutschen Sprachraum eher vernachlässigte Englandforschung dar. Michael Weinzierl (Wien) Friedrich von Rummel Franz Ferdinand von Rummel. Lehrer Kaiser Josephs I. und Fürstbischof von Wien (1644-1716) (Österreich Archiv. Schriftenreihe des Instituts für Österreichkunde, hg. von Erich Zöllner). Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1980. 164 S. In the last sixty years no fewer than six of the ministers of Emperor Joseph I (1705-1711) have been the subject of scholarly studies. To this formidable array Friedrich von Rummel has now added this biography of his ancestor and Joseph’s religious instructor Franz Ferdinand von Rummel. All this attention would certainly appear justified, not only because the young sovereign relied heavily on his talented “young court” of intimate advisors, but also because Joseph’s reign was one of the most successful and colorful in Austrian history. Moreover, although he never had ministerial responsibility, Rummel undoubtedly played a role in shaping the mind of a most unorthodox ruler, who was noted as much for his secularism and total rejection of confessional absolutism as he was for his unbridled hedonism. The author ably traces Rummels early life from its beginnings in the Upper Palatinate through his ordination as a secular priest to his appointment by Emperor Leopold in 1684. His appointment to the bankrupt bishopric of Tinna (Knin) in 1695 is tied in with successful attempts by his Jesuit rivals to remove him from court once Joseph’s religious instruction had ended. Since Bosnia was still largely in Turkish hands Rummel repaired to his