Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 35. (1982)

WEILING, Franz: Die philosophische Lehranstalt in Brünn (1808–1849) und die österreichische Bildungspolitik jener Zeit. Ihre Bedeutung für die Entdeckertätigkeit Johann Gregor Mendels

Die Philosophische Lehranstalt in Brünn (1808-1849) 119 Theoretischen und praktischen Philosophie mit einem Augustiner aus Alt­brünn (Fulgentius Süsser, 1789-1847) und die Professur für Allgemeine Weltgeschichte und Griechische Philologie mit dem bereits erwähnten Gre­gor Wolny vom Stift Raigern25). Die beiden Lehrstühle für Mathematik und Physik hingegen wurden nur provisorisch besetzt, da die Prüfungsergebnisse der für diese beiden Fächer verbliebenen Kandidaten (je einer aus den Stif­ten Raigern und Neureisch) nicht befriedigten. Ihnen wurde die Auflage er­teilt, die Prüfung nach Ablauf eines Jahres zu wiederholen. Dabei ist jedoch zu erwähnen, daß der vom Altbrünner Stift für die Reine Elementarmathe­matik in die Prüfung entsandte Kandidat (Antonin Credis, 1790-1819) kurze Zeit später verstorben war26). Den Phüosophischen Lehranstalten lag ein zweijähriger, für alle Länder Österreichs einheitlicher Kurs zugrunde, der durch die Lehrpläne von 1805 und 1824 geregelt wurde. nes theologischen Studiums am 31. März und 1. Aprü 1817 die Prüfung für die Lehr­kanzel der Religionswissenschaft nach dem Urteü des Vice-Direktors der Philosophi­schen Lehranstalt Olmütz erfolgreich abgelegt. Mit Dekret der StHK vom 6. Juni 1817 (ZI. 1227) wurde diese Prüfung jedoch für ungültig erklärt, da Richter sein Theologie­studium noch nicht abgeschlossen habe. - Mit Dekret der StHK vom 16. September 1826 (ZI. 4253) wurde Richter nach einer weiteren konkursartigen Prüfung (6. Juli 1826 vor dem Philosophischen Lyzeum in Olmütz) zusätzlich zum Professor der Erzie­hungskunde an der Philosophischen Lehranstalt Brünn ernannt und mit 200 fl. zusätz­lich remuneriert, die laut kaiserlicher Entscheidung vom 20. Juli 1835 (StHK 373 ZI. 4584/1835) nicht von den drei mährischen Stiften, sondern weiterhin vom Studienfond getragen werden sollten, wie dies auch für die Lehrkanzel der Naturgeschichte und Landwirtschaft der Fall war (kaiserliche Entschließung von 1825 Dezember 11: StHK 372, Dekret von 1825 Dezember 16, ZI. 8404). Die für die Studenten der Theologie ob­ligatorische Vorlesung über Erziehungskunde war bereits seit 1816 auch den Studen­ten der Phüosophischen Lehranstalt als freies Unterrichtsfach zugänglich (StHK 373 ZI. 4584/1835). - Nach der Berufung Richters 1835 als Direktor und Professor an die katholische Studienanstalt Augsburg übernahm der Benediktiner Anton Rücker, Stift Raigern, zunächst provisorisch, nach konkursartiger Prüfung 1837 als ordentlicher Professor dessen Lehraufgaben (StHK 373 ZI. 3720/1837). Nach vorzeitigem Ausschei­den (1843) folgte ihm der spätere Abt von Raigern, P. Günther Kalliwoda (1815-1883) (StHK 373 ZI. 1704 und 4894/1843). Biographie bei Kinter Vitae 130ff. 25) Auf Wolny folgte der Historiker P. Beda Dudik (1815-1890), Raigern, 1840 ver­tretungsweise in der lateinischen Phüologie, 1843 endgültig auch in der Weltgeschichte (StHK 373 ZI. 6216/1840, 8738/1841, 6069/1842, siehe auch Anm. 21). Biographie Du- diks in Wurzbach BLÖ 3 (1858) 385-387, ÖBL 1 (1957) 201f, BLB 1 (1979) 284 und Kinter Vitae 136ff. 26) Siehe Anm. 20; der Lehrstuhl für Reine elementare Mathematik wurde vorerst von Aloys Skarka, Stift Raigern, der für Physik und angewandte Mathematik von Norbert Ritschel, Stift Neureisch, vertreten. Beide haben sich einer erneuten Prüfung anscheinend nicht unterzogen, resp. es scheinen entsprechende Prüfungsunterlagen oder -vermerke nicht mehr vorhanden zu sein. Für Ritschel, der am 31. Juli 1815 die Prüfung für das physikalische Lehramt an der Universität Prag mit dem Vermerk „für eine bischöfliche Lehranstalt oder Hauslehranstalt geeignet“ bestanden hatte, bemühte sich der Brünner Bischof mit Bezug auf die während des Schuljahres 1820/21 gezeigte Leistung vergeblich um Befreiung von einer erneuten konkursartigen Prüfung (StHK 372 ZI. 3001/1815, 7015/1821).

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