Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

BROUCEK, Peter: Ungedruckte Prüfungsarbeiten aus Österreich zur österreichischen Militärgeschichte

Rezensionen 491 det. Verschiedene neue Anläufe im Laufe der Jahrzehnte blieben ergebnislos, eine Reihe von Bearbeitern starb vor der Beendigung ihrer Arbeit, neue muß­ten von vorne beginnen, und in der Bombennacht vom 13. auf den 14. Fe­bruar 1945, als das alte Dresden zerstört wurde, wurde auch das fast abge­schlossene Manuskript des dritten Bandes ein Raub der Flammen. Erst geraume Zeit nach dem Krieg konnten 1956 die Arbeiten praktisch von vorne wieder aufgenommen werden. Die Historische Kommission der Sächsi­schen Akademie der Wissenschaften hatte sie als eine ihrer wichtigsten Auf­gaben aus älterer Zeit in ihr Programm aufgenommen, und die Arbeiten nahmen einen sehr guten Fortgang, sodaß bereits 1971 ein Manuskript im wesentlichen fertiggestellt wurde und 1974 eingereicht werden konnte. 1978 wurde es dann endgültig für druckfertig erklärt. Daß die Publikation mög­lich war, geht nicht zuletzt auf einen fördernden Beschluß des Ministerrats der DDR zurück. Es ist klar, daß sich nach einem Zeitabstand von fast 80 Jahren gewisse Prinzipien innerer und äußerer Natur bei einer derartigen Edition wandeln. Es spricht jedoch für die Qualität der ersten zwei Bände, daß die Änderun­gen relativ gering geblieben sind. Die Zahl der herangezogenen Archive um­faßt praktisch den ganzen deutschen Sprachraum, aber auch Brüssel, Paris (Bibliothéque Nationale), Prag u. a. Die Hauptspender sind wie bisher Dres­den, Weimar und Marburg. Selbstverständlich ist auch das Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv vertreten. Die Auswahl der zum Druck gelangten Do­kumente wurde nicht mehr so starr gehandhabt wie seinerzeit durch Bran­denburg, der alles ausschied, was rein lokal und territorial war. Jetzt schied man in der Regel die rein lokalen Dokumente aus und hat insofern den seit 1900 gewandelten Tendenzen Rechnung getragen, indem man besonders alles das aufnahm, was für die Ausbildung des territorialen Staates von Interesse war, wie auch rein kirchliche Angelegenheiten oder Streitigkeiten mit Adel und Städten, und auch auf die wirtschafts-, rechts- und kulturgeschichtli­chen Zusammenhänge Wert legte. Ebenso wurden die Belange der Kriegfüh­rung mehr berücksichtigt als in den früheren Bänden. Im ganzen kann man sagen, daß mit dem vorliegenden Band ein großer Kreis von Geschichtsfor­schern angesprochen wird. Er bildet eine wesentliche Unterlage für die künf­tige wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet. Der größere Umfang des Stoffes zwang allerdings zu Beschränkungen in an­derer Hinsicht. Die Zahl der Dokumente, die im vollen Umfang, aber auch nur teilweise im Originaltext wiedergegeben werden, ist im Vergleich zu frü­her minimal. Bloß das Augsburger Interim wird auf der Grundlage der säch­sischen Überlieferungen im vollen Wortlaut wiedergegeben und nimmt einen nicht geringen Raum ein. Vom Gesamtbestand des Apparats wurde ca. ein Drittel gedruckt, überwiegend als Regesten, ein weiteres Drittel ist wie in den früheren Bänden in den Anmerkungen verarbeitet, das unveröffentlichte letzte Drittel blieb in der Kartei. Der behandelte Zeitraum vom 1. Januar 1547 bis 25. Mai 1548 umfaßt die er­ste Peripetie im Leben des Herzogs und bald Kurfürsten Moritz. Wenn auch die Auswahl der Quellen jetzt nicht mehr allein auf seine Persönlichkeit hin­zielt, so gibt sie doch einen umfassenden Eindruck bis in die täglichen De­tails seiner politischen Willensbildung und auch seiner menschlichen Ent­wicklung. Die Widerstände, denen er sich wegen seiner „verräterischen“ Hai-

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