Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites

34 Heide Dienst Rückkaufsmodalitäten festgelegt. Der Mann ist wohlbehalten wiedergekom­men, seine Frau hat die Zeit seiner Abwesenheit im Kloster verbracht125). Neben Klosterleuten waren Zeugen der Stiftung Ottos seine unmittelbaren Verwandten und Gefolgsleute, die sich anläßlich der Vorbereitungen zum Aufbruch ins Heilige Land in Klosterneuburg aufgehalten haben dürften: Konrad von Rietenburg und dessen ritterlicher Gefolgsmann Liutold, ferner der Kleriker Konrad, der offenbar den Gottesdienst in der Buchberger Burg­kapelle zu versehen hatte, und der Buchberger Ritter Walter, ferner Brunrich von Gars und Hugo von Tautendorf. Vielleicht ist der hier genannte Brunrich von Gars mit dem von Krumau identisch, den wir seit den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts urkundlich nachweisen können, ebenso seine drei Söhne Dietmar, Brunrich und Azzo126). Die Au-Namen Thunau und Krumau dürften also etwa gleichzeitig, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein; besiedelt wurden diese Plätze von markgräflichen Ministerialen und ihren Rittern. Wie die obigen Belege zu zeigen vermögen, entstammten die Herren einer Familie. Groß war die Gefolgschaft dieser mächtigen Herren, eindrucksvoll ist etwa die Liste der 32 homines des dominus Erchenbert von Gars, als „vir illustris ac deo devotus“, als „unus de primis et excellentioribus ministerialibus Hainrici ducis Austrie“ anläßlich einer großen und feierlichen Versammlung in Gars vor 1171 bezeichnet, bei der auch Herzog Heinrich anwesend war und auf der feierlich verkündet wurde, daß Erchenbert für seine Familie ein Erbbegräbnis in Zwettl errichtet und zu diesem Zwecke Besitzungen in Ziersdorf an das Kloster gegeben habe127): viele Leute aus Gars und aus Dörfern der näheren Umgebung (Horn, Breitenaich, Eggenburg, Kotzendorf, Burgerwiesen, Neukirchen a. d. Wild), aus Pulkau, Raabs und Scheideldorf, aber auch aus der Korneuburger und Wiener Gegend (Groß-Meiselsdorf, Gaindorf, beide GB Ravelsbach, Hacking, Hütteldorf); einer nennt sich von Wien, Konrad, der öfter urkundlich belegt werden kann. Wir kennen auch die Namen der Frauen der Burggrafen: Für den ersten Erchenbert gab um 12s) FRA 2/4 n. 453; dieser Beleg nicht im HNOB. 126) Vgl. Dienst Tradition 81 mit Anm. 152. Verwandtschaftliche Beziehungen zu den Zöbingern/Stronsdorfem sind anzunehmen; vgl. eine Zeugenreihe aus dem letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts: „. . . Wichard, Heinrich nepotes domini Prunrici de Chrvmbinowe .. .“ (FRA 2/4 n. 549). Die Verwandtschaft der Zöbinger mit den Kru- mauem am Ende des 12. Jahrhunderts dürfte mit zur Bildung der Zwettler Tradition von Krumau als Stiftungsgut des Anshalm, Sohn des Azzo, beigetragen haben. Prun- rich selbst hat seinerseits weitere Rodung organisiert, wie der ON Preinreichs südöstl. von Krumau zeigt (HNOB 1 B 442); Beschreibung der Lage bei Stephan Fordinal Krumau am Kamp. Herrschafts-, Pfarr- und Marktgeschichte (ungedr. phil. Diss. Wien 1956) 18 ff. 127) Überliefert in einer Notiz, die ein Mönch des Klosters Zwettl am Ende des 12. Jahrhunderts in eine Handschrift von Cassiodors Psalmenkommentar eintrug: Cod. Zwettl. 28 fol. 202v; BUB 1 n. 22; Rössl Frühgeschichte 120 Reg. 28, vgl. auch ebenda 85 n. 36. Vor 1171 hat dieses Ereignis stattgefunden, denn in diesem Jahr er­folgte bereits die Bestätigung des Ziersdorfer Besitzes durch Herzog Heinrich: BUB 1 n. 43.

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