Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites

scheint nun so, daß seine Familie am rechten Kampufer etwas unterhalb der markgräflich-babenbergischen Burg eine neue Burg errichten ließ, deren Re­ste als Ruine Schimmelsprung heute noch erhalten sind; ihre ältesten Bau­teile stammen aus dem Beginn des 12. Jahrhunderts* 121). Erst allmählich scheint für diese Burg die Bezeichnung Thunau aufgekommen zu sein: Zuerst nennt sich ein Heinrich danach, der Virgina, der Schwester seiner Frau Adelheid, anläßlich ihres Eintritts in das Klosterneuburger Chorfrauenstift eineinhalb Lehen („predium“) in Eggenburg gab122). Heinrich ist mehrmals urkundlich zu belegen; unter anderem wird er im Jahr 1200 in der Zeugen­liste einer Urkunde Herzog Leopolds VI. für Zwettl als Kämmerer bezeich­net123), ferner ist er in einer Seelgerätstiftung Leopolds VI., der 1203 für sei­nen auf der Kreuzfahrt fünf Jahre zuvor ums Leben gekommenen Bruder Friedrich Witzelsdorf an Heiligenkreuz gab, unmittelbar nach Otto von Buchberg genannt, etwas später folgen in der Zeugenreihe Heidenreich von Gars und Konrad von Rietenburg (vielleicht ein naher Verwandter des Buch­bergers), genannt nach einem im 18. Jahrhundert verödeten Ort südlich von Horn124 *). Heinrich von Buchberg, mit seinem Sohn Hugo erster Zeuge der oben genannten Garser Familienangelegenheit, selbst oder dank der Mitgift seiner Frau in Eggenburg begütert, dürfte ein Schwager der Brüder Erchen- bert und Wolfger gewesen sein. Hugo, der Sohn, der sich nie nach Buchberg nannte, gab als Bevollmächtig­ter für seinen Bruder Otto eine Hufe in Gaindorf (GB Ravelsbach) und ein Lehen in Eisenhartsdorf (abgekommen, nördl. Hohenwart GB Ravelsbach) an Klosterneuburg; diese Regelung wurde vorsorglich anläßlich der Teilnahme Ottos an der Kreuzfahrt Herzog Leopolds V. (Herzog Friedrichs?) getroffen für den Fall, daß er nicht mehr zurückkäme, doch wurden auch etwaige zen und einen Weingarten in Leodagger: BUB 1 n. 43; im Stifterbuch des Klosters Zwettl wurde diese Nachricht kommentiert wiedergegeben: aus Herbord wird ein Burggraf (FRA 2/3 57: „dominus etiam Herbordus purkgravius de Gors qui in Zwet- lensi monasterio sepulturam elegisse dinoscitur . . .“); diesen Bericht verwendet Jo­achim Rössl Die Frühgeschichte des Zisterzienserklosters Zwettl in Blätter für deut­sche Landesgeschichte 113 (1977) 78 Reg. 23, vgl. auch Reg. 32. Die Beziehungen des Herbord zu den Burggrafen von Mödling, zu Gumpo und Gumpendorf können hier nicht näher ausgeführt werden. 121) Vgl. Friesinger Das südöstliche Waldmertel 81; Herwig Friesinger wird seine diesbezüglichen neueren Untersuchungen in Kürze publizieren. Alexandrine Eibner vermutet den ursprünglichen Sitz der Burggrafen auf dem Tabor oberhalb der Burg der Babenberger und daher eine Entstehungszeit im späteren 11. Jahrhundert: Der ,,Tabor“, eine mittelalterliche Wehranlage in Gars am Kamp/N. Ö. Vorbericht über die Grabung in Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 1 (1973) 117, Zusammenfas­sung 120f; vgl. auch Michael Mitterauer Die Burggrafen von Gars und die Wehran­lage auf dem Taberberg, ebenda 123-127. m) FRA 2/4 n. 737, erster Zeuge ist der Pfarrer Heinrich von Herzogenburg, offen­bar ein Verwandter. Die Herkunft des ON Thunau ist unklar, er könnte auch von slaw. „Eichenhügel“ abgeleitet werden; so Friesinger Das südöstliche Waldviertel 80 (mit Berufung auf Otto Kronsteiner). 123) BUB 1 n. 115. 124) BUB 1 nn. 136, 170 (1210). Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf 33 Mitteilungen, Band 34 3

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