Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)

DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites

Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf 29 unter Gefolgsleuten des Grafen Dietrich von Formbach-Kreuzenstein10S). Beachtens­wert ist ferner die Tatsache, daß als erster Zeuge für Erchenbrecht Anshalm von Brunn (-Hetzmannswiesen) genannt ist, der nach der (unbeweisbaren) Zwettler Über­lieferung als Bruder Nizos und damit Onkel des Stifters Hadmar gilt. Lechner hielt Anshalm und Erchenbrecht für Brüder, ebenso Adolold, der sich auch von Gars und Tige (= Allentsteig) nannte108 109). Die enge Verflechtung in personeller und besitzmäßiger Hinsicht zwischen der Landschaft des mittleren Kamptales und dem östlichen Weinviertel bzw. den Abhängen der Erhebungen, die sich mit Unterbrechungen vom Bisam­berg bis zum Falkensteiner-Felsen hinziehen, lange Zeit Grenze gegen Un­garn bzw. zu der Ungarischen Mark des 11. Jahrhunderts, zeigt sich wieder einmal mehr110). Hier wie dort übten die Grafen von Plain, die Markgrafen von Cham-Vohburg und die Grafen von Formbach (-Kreuzenstein) Macht und Einfluß aus; trotz mancher gesicherter Aussagen müssen freilich Art und Zeit dieses Einflusses vielfach hypothetisch bleiben, da sie oft erst aus späte­ren Zuständen zu erschließen sind. Zu ihnen allen, besonders aber zu den Formbachem, standen die Herren von Moosbach bei Mauerkirchen im Inn- viertel, deren Leitname Erchenbrecht ist, in Beziehung, wie es in den Tradi­108) FRA 2/4 n. 227 (Arnold und seine Frau Reginlind geben Hörige; Zeugen: Pil- grimus frater Otpoldi, Hawardus, Wiso, Asricus, Hütpret; Wiso weist in die Richtung der später sogenannten „Waisen“, ein den Kuenringern an Macht und Einfluß ver­gleichbares Geschlecht, das in seinen Anfängen Beziehungen zu den Herren von Grie aufweist; vgl. dazu Anna Drabek Die Waisen. Eine niederösterreichisch-mährische Adelsfamilie unter Babenbergern und Pfemysliden in MIÖG 74 (1966) 292ff, bes. 295; ferner FRA 2/4 n. 109: „Osricus de Grizanesteten“ (ON vom slaw. PN Krican: HNOB 3/2 [1970] K 319) gibt einen servus Gerung, die Zeugen sind z. T. identisch mit den in n. 111 genannten formbachischen Gefolgsleuten. 109) Lechner Waldviertel (1924) 164-166, 168 und Stammtafel. Vgl. auch Dienst Tradition 49 ff. Höchstwahrscheinlich war Anshalm Erchenbrechts Schwager und mit Osrich verwandt, - über die Art des Verwandtschaftsverhältnisses kann es höchstens Mutmaßungen geben. Wenn auch nach dem Wortlaut von FRA 2/4 n. 117 die Gleich­setzung des Erchenbert, Bruders des Kanonikers Opold und Ehemannes der Hazicha, mit dem gleichnamigen Burggrafen schlecht möglich ist, so ist doch auch in Rechnung zu stellen, daß zur Zeit des Propstes Marquard, eines Bruders des Gerhoch von Reichersberg, Rietendorf im Besitz von Klosterneuburg war und daß man diesen Sach­verhalt nicht anders als durch Kinderlosigkeit der Nutznießer erklären konnte, denen das Gut allerdings ausdrücklich nur auf Lebenszeit verliehen worden ist. Zwei Ans­halme, Stiefvater und -sohn, sind zur Zeit Herzog Heinrichs (1167/68?) inmitten von Leuten aus der näheren Umgebung Klosterneuburgs als „camerarii ducis“ genannt: FRA 2/4 n. 325; vgl. dazu n. 343, wo Diepold von Wien als Bruder des jüngeren Ans­halm bezeichnet wird. Nennung eines Adolold von Gars: FRA 2/4 n. 461, als Zeuge ei­ner Tradition des Markgrafen Leopold; ferner (von Tige) oben Anm. 78; über die ba- benbergische Präsenz in Meisling, wo auch von Neurodung die Rede ist, vgl. FRA 2/4 n. 212 und 69 n. 185; dazu BUB 4/1 n. 608. 110) Vgl. auch die Präsenz des mit Anshalm verschwägerten Chadold zuerst in Zo- gelsdorf südlich von Eggenburg, dann in Mailberg und Harras; seine Famüie nannte sich schließlich nach Seefeld; vgl. Mitscha-Märheim Gedanken über den Edlen Chadold von Mailberg, o. S.; über die Kuenringer in Seefeld vgl. Gottfried Edmund Friess Die Herren von Kuenring. Ein Beitrag zur Adelsgeschichte des Erzherzogtums Österreich unter der Enns (Wien 1874) 184 ff.

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