Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)
DIENST, Heide: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites
28 Heide Dienst Es fällt zunächst auf, daß die Zeugen sich nach Orten im Kamptal bzw. am Ostabhang des Wienerwaldes und des Wiener Beckens nennen. Wielensdorf allerdings, spätestens an der Wende zum 16. Jahrhundert verödet, vielleicht in den Hussitenkriegen oder dem Bürgerkrieg zwischen den habsburgischen Brüdern Friedrich und Albrecht zerstört, lag westlich von Rückersdorf, im Rohrwald103). Um die Mitte des 12. Jahrhunderts nannte sich ein Ulrich in einer Klostemeuburger Tradition der Imiga von Fels am Wagram, die Besitz zu Hörersdorf (GB Mistelbach) gab, nach diesem Ort104). Wenn man eine Göttweiger Tradition zu Recht auf dieses Wielensdorf beziehen kann, dann hatten dort auch die Markgrafen von Cham-Vohburg Rechte bzw. Gefolgsleute105). Nach unserer Quelle war dort ein Osrich begütert. Dieser Name ist ebenso selten wie bereits früh im Osten bezeugt106). Im Göttweiger Material begegnet der Name ein einziges Mal unter den Zeugen einer Aufzeichnung über die vor 1108 erfolgte Schenkung des „Chotiwaldes“ im „Grie“ durch den Edlen Waldo (von Grie-Ranna), nach dem Grafen Werigand von Plain, nach Gottschalk, Nizo, Anshalm, Adololt und einem zweiten Adololt107). In den Klosterneuburger Traditionen scheint Osrich/Asrich mehrmals auf, mitunter in Verbindung mit Niederkreuzstetten mitgeschenkt worden (R 33 des HNOB 5), tatsächlich ist aber zu lesen: „Kadalho- hum“; danach ist ein längerer Platz freigelassen worden, um die restlichen Hörigennamen nachzutragen. Zur Sache vgl. Dienst Tradition 90; ferner FRA 2/4 n. 151. 103) vgi HNOB 7 (Wien 1975) H 275, mit vertauschten Nummern und Daten; richtig: FRA 2/4 n. 149: 1114, n. 183: vor 1145, n. 189. Es ist hier nicht möglich, allen Trägem des Namens Wieland nachzuspüren, doch sei auf einen Welandus aufmerksam gemacht, einen der Brüder des Otto (von Grinzing), dessen Spitzenzeuge Anshalm von Brunn ist: FRA 2/4 n. 202. 104) FRA 2/4 n. 189. Ulrich steht in der bemerkenswerten Zeugenreihe nach Ulrich von Pemegg und During von Salzburg und vor Ratold von Horn, Adalbert von Sievering, Ortlieb von Asparn, Otto von Eggendorf und Rapoto von Stinkenbrunn (welches?). Vor 1145 (?) gab ein Eberhard von Stallam (Stallingerfeld) „ad aram sancti Go- tehardi, ubi hospitale pauperum statutum est“, Gut zu Wielensdorf als Seelgerät für seinen Freund Gerich: FRA 2/4 n. 183; über das Stiftsspital, seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts St. Gertrud: Dienst Babenberger-Studien lÖlf. 10s) FRA 2/69 n. 38 (vor 1120?, dieser Beleg nicht im HNOB): Diepold von Vohburg gibt eine Hufe in W. aus dem Besitz seines miles Bruno, der einen Sohn Engilmar hatte und sein Lebensende in Göttweig verbrachte; Zeugen: Ulrich von Withering, Wemhard von Traun, Konrad, der Bruder Markgraf Diepolds, und dessen miles Meginrad. 106) Vgl. Askirich, den Namengeber von Bruck a. d. Leitha; ältester Beleg: 1074 „Ascherichesbrvgge“ (DH IV 276); vgl. HNOB 1 (1965) B 508. 107) FRA 2/69 n. 87, vgl. auch nn. 86 und 85. Aus dem Erbe des Waldo wurde neben Göttweig auch Klosterneuburg reichlich bedacht, wobei zwischen Besitz und Rechten des Stiftes und des Propstes Opold unterschieden wurde; vgl. FRA 2/4 n. 249; BUB 4/1 nn. 626, 633: Markgraf Leopold und Agnes geben Hörige des Waldo an Klosterneuburg mit Ausnahme von Kindern des Pilgrim und weiteren zehn, die dem Propst Vorbehalten werden; zu dem Fragenkomplex vgl. Dienst Tradition 91 f. Gottschalk, ein in „österreichischen“ Quellen seltener Name, ist in der frühen Zeit in Zusammenhang mit dem Kamptal zu belegen, als Zeuge für einen „nobilis Adalpreht“, der (ca. 1120/30) zwei Weingärten in Gobelsburg an Göttweig gibt (FRA 2/69 n. 72: vor 1114), dann aber in den beiden Waldo-Betreffen (FRA 2/69 nn. 86, 87), später als Gefolgsmann des Adalbert, der sich nun von Werd nennt: FRA 2/69 nn. 220, 321; Gottschalk hieß auch der erste Abt von Heüigenkreuz.