Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602
88 Elisabeth Springer Albanien) stattfindenden Versammlung von Verschwörern gegen die Türken erwähnt; unter der Leitung des Bischofs von Curzola/Koröula und des Thomas Pelessa aus Alessio schaltete sich diese Bewegung aktiv in das Geschehen ein52). Als im Sommer 1594 Francesco Antonio Bertucci seinen ersten nachweisbaren Kontakt mit dem kaiserlichen Gesandten in Rom, Leonhard von Harrach, anknüpfte, präsentierte er diesem einen Mönch aus Albanien, den schon erwähnten Neffen des Bischofs von Stephania53). VI Das erste große Memoriale, in dem Bertucci seine Projekte ausführlich dem Kaiser erläutert, ist vielleicht im Juli oder August 1594 verfaßt worden. Leonhard von Harrach legte seinem Bericht vom 27. August 1594 ein nicht näher gekennzeichnetes Memorandum und einen Brief Bertuccis an den Kaiser bei54). In seinen späteren Briefen bezieht sich Bertucci darauf, daß er dem Kaiser dort schon sein Projekt in allen Einzelheiten dargelegt habe55). Im Oktober 1595 legte Bertucci — nun schon in Prag - dem Kaiser in zwei langen Berichten seine Pläne dar, einen Monat später verfaßte er neuerlich zwei Denkschriften für Rudolf und im Frühjahr 1596 schrieb er mehrere ausführliche Berichte für Erzherzog Ferdinand in Graz. Während dieser ganzen Zeit berichtete er auch laufend an Leonhard von Harrach. Aus dem Jahr 1599 existiert noch eine Information für den kaiserlichen Rat Barvitius56). Aus diesen Memoranden lassen sich vier Kernprobleme in Bertuccis Plänen herausarbeiten: a) Die große Liga aller christlichen Völker gegen die Türken. b) Die Befreiung Albaniens, Bosniens und Dalmatiens von der Türkenherrschaft und Errichtung eigenständiger Länder mit Vorschlägen für deren Herrschaftsformen. c) Die Wiedererrichtung des Priorates Ungarn des Malteserordens. d) Die Eroberung der Festung Clissa. 52) Ausführlich bei Bartl Westbalkan 85, 217. 53) Bertucci an Harrach, 1594 September 8: AVA FA Harrach 717. Harrach vermerkt auf dem empfangenen Brief „praesentata 10. Sept. 1594 Romae per un fratte zoccante il tradato di Albania“. Die Identität des Fra Angelo bei Balduino Massa mit dem Neffen des Bischofs von Stephania wird auch dadurch bestätigt, daß sich im HHStA beim Aktenkonvolut über Bertucci eine Kopie des Briefes der Albaner an den Papst sowie eine Kopie des Patentes für Thomas Pelessa vom 7. November 1594 befinden: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 9—12 (Or. Wien). 54) HHStA Hs. W 290 Bd. 8 fol. 539. Die beiden hier genannten Stücke konnten bisher nicht gefunden werden. 55) HHStA Ungar. Akten 356 fol. 55 (Or. Wien). 56) Ebenda fol. 13f (Or. Wien), fol. 55ff (Or. Wien), fol. 74ff (Or. Wien), fol. 136 (Or. Sarajevo); HHStA StA Malta 1 (1599); AVA FA Harrach 720. - Eine Edition dieser Memoranden ist für MÖStA 34 (1981) geplant, daher fehlt im folgenden der jeweilige genaue Nachweis.